Anaxarete lachte nun nachsichtig: "Fragen, fragen, Nefertem, wie die Kinder. Nicht so viel fragen. Es macht traurig"
Sie schaute den Jungen nun forschend an. Ach ja, ein Aegypter war er. Doch fast so dunkel wie ihr schöner Nubier. Hätte..hätte.... sie waren beide Sklaven gewesen. Ihr Herr hatte ihnen erlaubt, zusammen zu leben, doch als das Kind starb und sie noch als Amme dienen konnte, hatte ihr Herr sie an Herr Claudius verkauft. Hätte sie toben und schreien sollen? Hätte das etwas genützt? War es nicht besser, nicht mehr an ihr totes Kind und ihren Gefährten zu denken, sondern weiterzuleben? Anstatt zu sterben vor Kummer? Anaxarete hatte sich in ihr neues Leben gestürzt, als hätte es das alte nie gegeben. Alle Liebe, die sie zu geben hatte, konzentrierte sie demnach auf ihre kleine Herrin Claudia Sabina. Und Sabina erwiderte ihre Liebe mit zwar etwas herablassender, aber dennoch Liebe.
Die Vergangenheit war nicht vergessen, doch aus dem brüllenden Schmerz war im Laufe der Jahre ein kleiner, feiner geworden. Armer Nefertem. Er war noch jung. Er hatte noch nicht wirklich begriffen, was es hieß, ein Sklave zu sein. Auch wenn man Anaxarete nie körperlich misshandelt hatte, ja auch wenn sie nicht einmal unglücklich war, hieß das, keinerlei Gewalt über sein Leben zu haben.
In diesem Moment schloss Anaxarete den Jungen in ihr Herz:"Ja, du wirst bitte mich vorlesen", sagte sie:
"Ich danke dir schön für alles hier, Nefertem. Du bist ein guter Junge. Ich gehe zu Domina Sabina, und ich berichte" >>>