"Verzeihung, dass ich dich in deinem Privathaus störe, edler Tribun Iulius. Aber während der Misstetäter Albius bereits seine gerechte Strafe erhielt, sitzt Titius in unserem Kerker in Untersuchungshaft und lässt sich auf Staatskosten durchfüttern. Es wird Zeit, diese Verschwendung zu beenden"
Ich reichte Iulius Cato meinen Einsatzbericht:
Angeforderter ausführlicher Einsatzbericht
Tribunus Angusticlavius Ovidius grüßt den edlen Statthalter Petilius Rufus
Einsatzbefehl für den Abend vom Pridie Kalendas Iulias DCCCXXXI Ab Urbe Condita:
von Tribunus Prolegato Iulius Cato:
Verstärkte Stadtpatrouillen in Iscalis auf Grund subversiver Aufrufe zur Gewalt gegen die römische Herrschaft und vermehrt verdächtiger Umtriebe der einheimischen Bevölkerung im Dorf Cheddar. Ausführung: durch die Vexillation für Sonderaufgaben ( abgeordnet am a.d. III Kal. Mai. DCCCXXXI A.U.C.) Dreißig Mann unter dem Kommando des Tribunus Angusticlavius Ovidius Decula.
Einsatzbericht: Ich selbst war mit den Milites Titius Mamercus und Servius Albius Maior im Neubaugebietes Iscalis - Ost vor dem Eingang des Thorianum A, einer mehrstöckigen Insula, auf Patrouille. Es war bereits zwischen der dritten und vierten Nachtwache, als wir Lärm und unterdrückte Hilferufe aus der ebenerdig liegenden Mietswohnung eines freigelassenen Griechen namens Pytheas, der sich dort als Medicus betätigte, vernahmen. Ich befahl meinen beiden Untergebenen, das Haus zu sichern, während ich die Lage erkundigte. Leider stand ich fast sofort einer erdrückenden Überzahl von Kelten gegenüber, die in die Wohnung eingebrochen waren. Ich wurde in ein Gefecht verwickelt und unter anderem im Gesicht verwundet. Als ich um Verstärkung rief, war keiner von beiden Soldaten auf seinem Posten. Später gestand mir Titius Mamercus, dass sie mit einem Mädchen mitgegangen und darüber ihre Pflicht vergessen hätten. Im Gegensatz zum fahnenflüchtigen Albius kehrte er aber zur Castra zurück und stellte er sich freiwillig.
Ich selbst entkam mit Mühe und Not der Überzahl der Barbaren. Später erfuhr ich, dass sie nicht einmal vor ihresgleichen Halt machten, sondern auf ihrem Weg einen jungen Kelten getötet hatten. Den überfallenen Griechen hielt ich zu diesem Zeitpunkt für tot.
Titius Mamercus hat demnach nicht nur ein Wachvergehen begangen, sondern auch seinen diesen Einsatz leitenden Befehlshaber in Stich gelassen. Nur durch seine Kaltblütigkeit und seine Exzellenz im Schwertkampf konnte dieser seine Haut noch retten.
Daher die Bitte an Dich, über die Bestrafung des römischen Soldaten Titius Mamercus, der Ehre und seinen Eid auf solch schmähliche Weise vergessen hat, zu urteilen.
Im Auftrag Trib. Angusticlav. T.O.D. |
"Das ist der angeforderte Bericht für Londinium. Wenn Du so einverstanden bist und ihn unterschreibst, schicke ich einen Meldereiter zum LAPP", trug ich den Grund meines Herkommens, das
Schreiben des Statthalters, vor.
Die Art des Denkens des Tribunus Prolegato gefiel mir. Aber leider lag das Todesurteil nicht in unserer Hand:
"Das Leben eines römischen Bürgers ist ja per se so etwas überaus Kostbares, dass wir uns nicht einfach anmaßen dürfen, es zu beenden. Nicht einmal wenn die Schuld eindeutig erwiesen ist" Meine Stimme triefte vor Ironie. Aber ja doch, als ob Vespasian, als ob sein Vorgänger Nero oder irgendein großer Feldherr sich an diese Prämisse gehalten hätte. Ich dachte auch nicht daran, mich für immer daran zu halten. Doch noch wahrte ich den Schein.