RE: Garten I Hortus
Felix war kein Freund geschminkter Worte (es sei denn natürlich, sie kamen von ihm selber), daher lächelte er nur wissend, als ihm Sabinia die Sätze rezitierte, die ihr vermutlich irgendwer wichtiges eingepflanzt hatte.
"Klingt für mich wie ein Möbelstück mit Charakter", sagte er im Hinblick auf das GLeichnis mit dem geflickten Pokal und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Das klingt wie die Worte von anderen, nicht wie deine eigenen. Ich meine... sicher, ein guter Ruf ist bestimmt wichtig - wobei ich ja nur ein einfacher, wenn auch unglaublich hübscher, Junge vom Lande bin. Aber... naja, es klingt nicht wirklich wie etwas, das du willst. Und es klingt auch unglaublich öde. Darfst du wenigstens während der Schwangerschaft was lesen oder nur die ganze Zeit lächeln und winken?"
Dann jedoch lachte sie und er lachte mit, als sie sich gespielt über das Glückspiel aufregte. Dabei zwinkerte er ihr schelmisch zu und klatschte dann.
"Aber Schauspiel ist doch etwas wunderbares. Ich verstehe nicht, warum Berufe, die die Menschen so glücklich machen, so geächtet sind. Schauspieler, Huren... Jeder geht zu ihnen und erfreut sich an ihnen und alle wissen das. Und trotzdem tun alle so, als wär das was unanständiges. Furchtbar, oder? Oh, aber ich bin vermutlich gar nicht klug genug, um mir ein Urteil erlauben zu dürfen. Es ist auch gar nicht meine Stellung, verzeih.
Obwohl mir die Schauspielerei ja gefällt. 'Weiß Euer Mutter, dass Ihr mit den Vorhängen spielet?' Manchmal spiel ich auch etwas. Ich bin sehr beliebt auf den Straßenfesten. Manche Leute sagen sogar, ich wär ganz witzig. Irre, oder?"
Fintan hatte sich inzwischen ins Gras gesetzt, so völlig unpatrizisch. Im Gras zu sitzen war doch so viel angenehmer als zu stehen oder auf diesen steifen Liegen.
"Du solltest unbedingt mal ausprobieren, unanständig zu sein. Mal was zu lachen. Muss ja nicht gleich eine große Rebellion sein. Im Kleinen anfangen. Zum Beispiel deiner nervigen Amme die Zunge rausstrecken, wenn sie gerade nicht hinsieht. Oder wenn du allein bist, ein Wort wiederholen, das sich witzig anhört. So wie 'hücknschmüpf'. Oder der Köchin heimlich ein Küchlein stibitzen. Ich bin sicher, in diesem Haus gibt's dauernd Kuchen."
Nun lehnte sich Fintan zurück und bedachte sie mit einem musternden, fast lauernden Ausdruck, der vor Schalk geradezu triefte. Feixend sagte er:
"Ich frage mich ja... hm, ob du dich das trauen würdest... vermutlich nicht... DAS wäre doch eine Nummer zu groß... Nein, ich sag's besser nicht."
Falke
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