(08-02-2023, 08:13 PM)Liciniana Aglaia schrieb: Wir waren kaum fünf Schritte weit gegangen, als Owain anfing, sich zu entschuldigen. Ich wollte ihm eigentlich doch ein wenig meine Meinung sagen, und die wäre nicht ganz so romantisch gewesen wie unsere übliche Konversation. Aber so weit kam es nicht. Auf einmal erschallte ein ohrenbetäubend lauter Knall, der sogar das Geknutsche und Gestöhne der Umgebung übertönte, und kurz darauf sah ich weißes Feuer in den dunklen Himmel steigen.
Was dann folgte, war das pure Chaos. Es regnete Steine und Reste von Dachziegeln, die mehrere Leute trafen. Owain stürzte sich auf mich und schirmte mich mit seinem Körper ab. “Owen!“ rief ich in aufkommender Panik, während um uns die Leute schrien und anfingen, loszurennen. Er griff mich fest an der Hand und zog mich mit sich, weg von dem Platz und den vielen, ängstlichen Menschen. Ich folgte ihm einfach wie in Trance, zu erschrocken, um wirklich zu erfassen, was um mich herum geschah. Irgendwo auf der Straße stand ein heulendes Kind und ich wollte schon in seine Richtung laufen, aber Owain zog mich weiter von allem weg und schließlich in eine Seitenstraße. Ich konnte noch immer schreiende und panische Menschen hören und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich zitterte ein wenig und sah bestimmt auch erschreckt aus mit weit aufgerissenen Augen und blassem Gesicht.
Owain schaute mich einmal gründlich an und fragte mich, ob ich verletzt sei. Ich schüttelte den Kopf. “Mir fehlt ein Schuh“, sagte ich ganz verwirrt. Irgendwo musste ich ihn verloren haben. Ich wandte mich schon ab und wollte ihn suchen, als ich draußen Menschen vorbeirennen sah, die Feuer riefen und Eimer herbeibrachten. Feuer war schrecklich. Feuer konnte so vieles vernichten. Gerade hatte ich mit Pytheas noch über den großen Brand von Rom gesprochen. War das ein Omen gewesen? Würde auch Iscalis vier Tage lang brennen? Ich zitterte heftiger. “Wir müssen nach Hause und nach den anderen sehen! Mein Großvater, und Kiki, Fenya, Egon und Narcissus!“ Oh, wenn es unser Haus war, was brannte? Mir wurde schlecht und irgendwie schwummerig.
So schnell war mein Verhalten auf dem Fest zur Belanglosigkeit geworden! Zum Glück war sie unversehrt! Das war im Augenblick viel wichtiger, denn sie trug unser Kind unter dem Herzen. Wenn ihr etwas passiert wäre und ich hätte es verhindern können, hätte ich mir das nie verzeihen können. Aber nein, sie hatte nur ihren Schuh verloren. Sie wollte ihn schon suchen gehen, begriff aber dann doch den Ernst der Lage, als sie die flüchtenden und schreienden Menschen sah. Eine solche Feuersbrunst hatte ich noch nie erlebt. Und diese riesigen hellen Flammen, die den Nachhimmel beleuchteten! Als wäre es ein Wink der Götter! Nur Götter konnten ein solches Feuer entfachen.
Aglaia zitterte am ganzen Körper. Sie hatte fürchterliche Angst und wollte verständlicherweise sofort nach Hause. Sie sorgte sich um ihre Familie und um die anderen Bewohner, die im Haus des roten Mondes lebten. Ich nahm sie in meine Arme, um sie zu beruhigen. Sanft küsste ich sie.
"Hab keine Angst! Ich bringe dich zu ihnen. Komm, ich trage dich nach Hause!" Ich schwang sie auf meine Arme und begann loszulaufen. Mit nur einem Schuh kamen wir langsamer voran. Außerdem wollte ich nicht, dass sie sich am Fuß verletzte, falls sie in eine Scherbe trat.
Ich lief und lief und versuchte irgendwie zur Casa zu kommen. Wie es schien, war das Feuer im Händlerviertel ausgebrochen. Ich hoffte, dass es sich nicht noch auf andere Teile der Stadt ausbreitete! Doch die Götter hatten Mitleid mit Aglaia und allen, die mit ihr unter einem Dach lebten. Die Casa war unversehrt geblieben!