RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Calum fühlte sich unendlich müde. Müde und erschöpft von der Welt und allem was sich darin befand. Er hatte hinten gestanden und dem barbarischen Treiben zugeschaut. Er hatte sich im Stillen immer weiter gesagt, dass es seine Brüder waren. Dass er es ihnen und ihren Opfern wenigstens schuldete, all dies zu bezeugen.
Doch es war zu viel. Es war klar gewesen, dass Erwan sterben musste. Er war ein Verräter und hatte vielen Menschen Leid gebracht. Doch er erkannte seine Brüder (außer Ciaran) einfach nicht wieder. Sie waren wie Dämonen aus der Unterwelt und der Gedanke, ihnen noch einmal nahe zu sein, erfüllte ihn mit Ekel und Abscheu. Die Männer wurden nicht getötet, sondern geschlachtet wie Vieh. Und selbst Niamh, das arme Mädchen, das Louarn so gerne hatte retten wollen, schien von ihrer Dunkelheit korrumpiert. Er konnte sehen, wie es den armen Louarn traf. Doch hatte er gedacht, dass dieser Pfad ihn zum Glück führte? Dass es so etwas wie ein glückliches Ende geben sollte? Sie alle waren verloren.
Kurz hatte Calum eine Eingebung, die Tür zu verbarrikadieren und die ganze verdorbene Brut in den Flammen umkommen zu lassen. Was hatten sie der Welt nur zu geben? Wollten sie, wenn dereinst die Kelten wieder frei waren, dass ihre neue Welt auf diesen grausigen Taten errichtet wurde?
Doch natürlich handelte Calum nicht. Stattdessen wandte er sich ab, kaum dass Niamh die Flucht ergriffen hatte. Er verabschiedete sich von niemandem. Vermutlich waren sie zu sehr von der Hinrichtung gefesselt.
Er fühlte sich wie ein alter Mann, als er durch die Haustür hinausging, wie betäubt ins Leere starrend. Er ließ den Domus hinter sich, ohne sich noch einmal umzudrehen, bis die Stimmen seiner Brü- ... der Falken im Dunkel verloren gingen.
Am liebsten hätte er sich zu Flavianus geflüchtet. In die Sicherheit seiner Umarmung. Doch er fühlte sich besudelt. Befleckt. Der Medicus wusste gar nicht, was für ein Monster er sich ins Haus holen wollte. Und er hatte etwas besseres verdient als etwas, das am besten nie existiert hätte.
Er hatte nicht einmal Tränen übrig. Er war einfach nur so verdammt müde...
Falke
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