RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Niamh fühlte sich so zerrissen. Sie war Louarn dankbar, dass er sie befreit hatte und dass er sie auch weiterhin vor Schlimmerem bewahren wollte. Auch davor, dass sie ihre Rache an dem Sklaven nahm, der sie geschändet hatte. Sie hasste ihn dafür nicht, es war nur ihre Wut, die sie im Augenblick übermannte.
Dass die Anspannung der Situation auch die anderen mitnahm, war unverkennbar. Vielleicht war auch so Dunduvans herausforderndes Verhalten erklärbar, als er sich plötzlich vor ihr aufbaute und sie aufforderte, ihre Wut auch an ihm auszulassen. Sie aber schüttelte nur verächtlich den Kopf. "Warum sollte ich? Du bedeutest mir nichts." Eigentlich wollte sie sich schon wieder von ihm abwenden, als Ciaran plötzlich wieder auf den Plan trat und glaubte, sie retten zu müssen. Sie war völlig perplex, als er sie plötzlich zu sich zog und dann mit ihr zu tanzen begann. Schließlich ließ er sie nicht mehr von sich weichen, damit die anderen in Ruhe arbeiten konnten, wie er sagte.
"Lass mich endlich in Frieden, du Irrer!" zischte sie nach einer Weile und versuchte, von ihm los zu kommen. Allerdings ohne Erfolg.
Ihre Entscheidung, Erwan den dreifachen Tod sterben zu lassen stieß zumindest auf keinen Einspruch. Welchen Göttern er letztendlich geopfert wurde, spielte für Niamh keine Rolle. Sie hatte genug von seiner Gegenwart und sie war es leid, nun sein Gewinsel mitanzuhören. Nein, sie hatte niemals darum gebettelt, dass er ihr gegenüber Gnade walten ließe. "Schweig und stirb endlich!" schrie sie.
Bevor nun noch ein Disput entstand, wie der Gallier sterben sollte, machte Fintan einen Vorschlag, den Louarn auf den Punkt brachte. Niamh beobachtete ihn, wie er den Gallier packte, um das Urteil zu vollstrecken. Es kostete ihn viel Mühe und wahrscheinlich auch ein großes Stück Überwindung, denn der Gallier leistete zunächst noch Widerstand. Ebenso seine Schreie, als die eisernen Nägel in seine Handgelenke getrieben wurden und diese zertrümmerten. Dem Anblick, als Louarn ihm seine Klinge in den Bauch rammte, konnte Niamh dann auch kaum noch standhalten. Erwan so sterben zu sehen, war doch schwieriger, als die gedacht hatte. Der letzte Tod, das Verbrennen, überließ Louarn schließlich Ciaran, der schon die ganze Zeit darauf brannte, das Haus in die Luft zu sprengen und endlich in ein Flammenmeer zu verwandeln.
Louarn wandte sich von Erwan ab und Niamh zu, um ihr zu sagen, dass sie mit ihm kommen könnte, wenn sie wollte. Aber sie könne auch mit jedem anderen gehen. Er hatte das mit einer Gleichgültigkeit gesagt, die sie traf. Wahrscheinlich war sie ihm inzwischen auch wieder gleichgültig. Noch einmal versuchte sie sich aus Ciarans Fängen zu befreien und diesmal gelang es ihr auch. Dabei war sie sich nicht sicher, ob sie mit Louarn gehen sollte oder mit einem der anderen. Nein, sie wartete auf keinen von ihnen. Sie lief direkt zur Haustür und verschwand in den dunklen Straßen von Iscalis.
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