Etwas verblüfft - denn er hatte Serena für eine Frau gehalten, die nur ihren guten Namen und eine Mitgift durch ihren Vormund besaß - nahm Saturninus die Schriftstücke entgegen und studierte sie. Es waren tatsächlich mehrere Besitzurkunden für zwei Grundstücke mit Minen für Zinn und Blei sowie ein Stück Land mit einer Villa in Dumnonia, die ihm Serena hier aushändigte. Da sie seiner Gewalt unterworfen war, ging es auch um
sein Vermögen, das begriff er:
"Auch wenn dein edler Vater ohne ein Testament zu hinterlassen, starb, so bist du als seine einzige Tochter doch erbberechtigt", sagte er:
"Das Vokonische Gesetz schränkt zwar das Erbrecht für Frauen ein, wenn es um großes Vermögen geht.So ist dein Onkel väterlicherseits der Erbe, aber sein Erbe beschränkt sich doch wohl nur auf einen Teil. Es ist nämlich nicht im Sinne des Gesetzes, eine Tochter mittellos zurückzulassen. Das Falcidische Gesetz spricht sogar davon, dass dem männlichen Haupterben nur ein Viertel zusteht, das wären drei Viertel für dich. Über ein Fideikomiss wärst du auf alle Fälle abzusichern.
Du weißt, was ein Fideikomiss ist?", Saturninus wartete die Antwort nicht ab:
"
Es ist eine Auflage, eine Verpflichtung aus einem Erbe, aus Pflichtgefühl und guter Sitte heraus, und dazu gehört fraglos den Unterhalt der einzigen Tochter, zu bezahlen. Dein Onkel ließ, so leid es mir tut, das zu sagen, denn ich möchte von keinem der Lucretier schlecht reden, jeden Anstand vermissen, wenn er das Vermögen für sich behielt und dich nicht einmal mit einer Mitgift ausgestattet hat.
Also muss dieser Fall vor den Richter. Genauer gesagt vor den LAPP, der hier in Britannien die Aufgaben eines Prätors wahrnimmt",
Saturninus schaute Serena liebevoll an:
" Wir werden zuvor noch den Rechtsgelehrten Seneca konsultieren, um unsere Klage hieb und stichfest zu machen. Und dann meine Gemahlin, reisen wir Beide nach Londinium zum Statthalter!"