Erwan
Voller Entsetzen weiteten sich Erwans Augen als er die Schreie seiner Sklaven hörte, die nacheinander abgeschlachtet wurden. Selbst vor Modestus hatten die feigen Mörder nicht Halt gemacht! Der Gallier konnte sich inzwischen sicher sein, dass seine Sinne ihn nicht getrübt hatten. Den großen Roten hatte er damals aus seinem Laden gejagt, als er gekommen war, um Niamh zu belästigen. Mit ihm war sie auch durchgebrannt. So hatte man es ihm berichtet.
Noch ein weiteres Gesicht aus der Mörderbande war ihm bekannt. Der Kerl, der sich als Tarutius Corvus ausgegeben hatte und die Irin für seine Mutter kaufen wollte, war auch unter ihnen. Nun begriff er, dass alles ein abgekartetes Spiel gewesen war.
Inzwischen stand er umringt von den Meuchlern. Einer von ihnen, der Halbnackte mit dem schwarzen Haar und dem blaugefärbten Gesicht, wollte hier noch ein Possenspiel veranstalten und ihn vor Gericht stellen. Dabei war er doch ein rechtschaffener Händler gewesen, der nie einen seiner Kunden betrogen hatte und seine Ware nicht zu überteuerten Preisen verkaufte.
Der Rote trat dann hervor und zählte auf, was man ihm alles zur Last legte. Das war doch Irrsinn! Ja, er hatte hin und wieder auch Sklaven aus Hibernia mitgebracht und diese dann hier verkauft. Und natürlich arbeitete er mit den Römern zusammen, denn sie waren schließlich die Herren der Welt! Er begann seinen Kopf zu schütteln
"Das, das könnte ihr nicht machen!", rief er laut, als er begriff, dass auch sein letztes Stündlein geschlagen hatte.
"Ich war immer gut zu dir gewesen, Niamh! Bis dieser Kerl hier deinen Sinne vergiftet hat!" Er deutete auf den Roten, der eben noch so großspurig verkündet hatte, weswegen er sich schuldig gemacht hatte. Dabei war er an allem schuld! Aber ganz gleich, was er auch sagte, sein Urteil stand bereits fest und es war unumstößlich. Nun ging er nur noch darum, wie sie ihn umbringen wollten. Der eine wollte ihn kreuzigen und der, der ihn mit dem Messer bedroht hatte, wollte ihn verbrennen. Dem Roten war scheinbar alles egal, Hauptsache er starb. Schließlich trat der falsche Römer hervor und meinte, Niamh sollte über sein Ende befinden.
Seine letzte Hoffnung war es, sie würde sich daran erinnern, dass er sie aus Hibernia gerettet hatte. Ohr ihn wäre sie schon längst tot! Aber auch diesmal erwies sich die Hibernierin als sehr undankbar und forderte den dreifachen Tod! Auch wenn Erwan seit ewigen Zeiten seinem Volk den Rücken gekehrt hatte und den Verführungen Roms verfallen war, wusste er dennoch, was dies bedeutete.
"Gnade! Ich bitte um Gnade! Ihr könnt alles von mir haben! Mein ganzes Geld, meinen Reichtum! Wirklich alles! Doch bitte tut mir das nicht an!" jammerte er nun und ging vor seinen Mördern auf die Knie.