Dunduvan selbst wäre die Kreuzigung lieber gewesen, da die Römer die Herausforderung sofort verstanden hätten. Sie gingen hin und kreuzigten diejenigen, die sie für Verräter hielten. Es wäre politischer gewesen als das, was die anderen wollten, selbst Alun, den er eher als Verstandesmensch eingeschätzt hatte. Doch auch der wollte die Rache Niamh überlassen. Das Argument von Ciaran, dass eine Kreuzigung schlicht zu lange dauerte, war nicht von der Hand zu weisen.
"Wenn niemand dagegen ist, so soll Erwan also unserer großen Göttin Andraste, Mutter des Krieges und der Rache, geopfert werden", stimmte Dunduvan zu. Das Opfer an Andraste beinhaltete unter anderem, dass der Geopferte vor seinem Tod verstümmelt, ihm das entsprechende Glied in den Mund gestopft und er dann getötet wurde. Andrastes Farben waren Schwarz und Rot.* In Irland nannte man die Kriegsgöttin Morrigan.
Also sprach er zu Erwan:
" In allen Anklagepunkten schuldig, nicht wahr? Oder gibt es etwas, was wir dir zu Gute halten müssten? Deine Strafe lautet demnach Tod. Da wird dir mehr Ehre zu Teil als du verdienst, denn du wirst den Göttern geopfert werden. Die göttliche Andraste ist auch in Gallien bekannt, dort heißt sie Andarte. Und wenn der Rote deinen Kopf nicht will, werde ich ihn mir nehmen. So wirst du niemals in die Anderswelt gelangen, sondern so lange zwischen den Lebenden und den Toten umherirren, bis diese Welt einst im Feuer endet"
Der Gallier sollte doch wissen, auf was er sich freuen durfte.
Wie jeder Druide hätte auch Dunduvan das Ritual durchführen können, doch er hatte Erwan Louarn versprochen. Daher trat er nun zur Seite.
Was kümmert es dich, hatte Niamh ihn gefragt. Sie wusste nicht, wie sehr sie ihn kümmerte. Und dann drohte sie ihm auf gerade zu rührende Weise. War ihr nicht bewusst, dass er nur wegen ihr überhaupt hier war? Normalerweise hätte er an einer Aktion gegen einen einzelnen Mann, der nicht einmal ein hohes Tier bei den Besatzern war, nie teilgenommen und sich die Falken in Gefahr bringen lassen. Was glaubte sie denn? Das es völlig normal war, dass die Falken zu ihrer Befreiung herbeiflogen? Die Falken, die das nicht für Diernas Schwester getan hatten. Und für kein anderes Mädchen.
Dunduvan fragte sich einen Moment, ob Niamh vielleicht
dumm war. Das hätte ihn nicht gestört, solange sie gut geblieben wäre. Aber nun ertrug er sie gerade nicht, und als er das silberne Band, welches sie verband, zerreißen wollte, da war sie wieder, Cathbads Stimme in seinem Kopf:
"Sie spielt dir doch in die Hände. Fordere sie heraus, und wenn sie dich angreift, geht deine Hand fehl....keiner kann dir hinterher einen Vorwurf machen, wenn du angegriffen wurdest...."
Er lächelte etwas und öffnete die Arme, um seine Brust darzubieten.
"Deine Wut auslassen? Ist es das, was du willst? Na...komm, versuche es!", lockte er sie, wissend dass sie in ihrer Unerfahrenheit keine Chance gegen einen ausgebildeten Falken hatte. Er senkte den Blick, doch hätte sie ihm in die Augen gesehen, so hätte sie etwas bemerkt, was
nicht völlig Dunduvan war.....
* Sim off: Andraste