RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Die angedrohten acht Wochen waren verstrichen, und sogar noch zwei Tage mehr. Nicht, weil ich es vergessen hätte, ganz sicher nicht, sondern einfach, weil ich Leander noch etwas mehr schmoren lassen wollte und ich mir gern vorstellte, wie er auf gepackten Kleidertruhen schon saß und darauf wartete, wieder heimzukommen. Ich hoffte, es war ihm eine Lehre!
Mir war es ganz sicher eine, denn daheim lief alles drunter und drüber. Auf einmal wollten Leute von mir etwas wissen, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie in meinem Haus lebten. Wir hatten eine Sklavin seit drei Monaten, die sich um meine Wäsche und mein Cubiculum kümmerte? Und noch zwei weitere in der Küche, zusammen mit einem Koch? Woher sollte ich denn sowas wissen! Für sowas hatte ich Leander ja gehabt, damit ich mich mit solchen Dingen nicht befassen musste! Es reichte, wenn ich mir einen Namen merken musste.
Viel schlimmer aber war, dass Nachbarn vorbeikamen. NACHBARN! Man musste sich dieses schreckliche Wort auf der Zunge zergehen lassen! Fremde Menschen, die meinten, zum essen vorbeizukommen, nur weil sie zufällig nebenan wohnten! Und zu denen ich freundlich sein musste, auch noch in meinem eigenen Haus! Die waren schlimmer als Klienten. Klienten konnte man wenigstens wegschicken, wenn sie nervten. Aber Nachbarn wohnten gleich nebenan! Entsetzlich, sag ich, ent-setz-lich.
Ich betrat also energischen Fußes die Curia und erspähte Leander schon beim Eintreten. Er wirkte etwas dünner. Und lächelte er etwa? Nein, so ging das gar nicht. Er sollte nicht lächeln, weder, wenn er mich sah, noch überhaupt! (Trotzdem merkte ich, dass ich ihn ein klein wenig vermisst hatte. Aber nur minimal.)
“Ah, Leander, da bist du ja. Deine Zeit hier ist um. Wenn du noch etwas zu holen hast, dann hol es, und dann geht es ab nach Hause“, befahl ich ganz selbstverständlich. Hach, ich hatte es vermisst, ihn herumzuscheuchen!
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