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Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
07-27-2023, 12:23 PM,
Beitrag #101
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
(07-26-2023, 12:10 PM)Louarn schrieb: LouarnIch hatte den halb ersoffenen Brocken gerade aus dem Wasser gehievt und fesselte seine Hände auf dem Rücken mit seinem eigenen Gürtel, als Ciaran nach Niamh rief und ich ihm am liebsten den Hals umdrehen wollte. Womit ich aber nicht gerechnet hatte, war, dass Niamh tatsächlich schreiend angerannt kam und sich auf den Typ stürzte, den ich außer Gefecht gesetzt hatte. Sie drehte ihn grob um und hielt ihm das Messer vors Gesicht. Ich nahm an, dass sie ihn töten wollte, und nach dem, was sie mir gestanden hatte, konnte ich es gut verstehen und trat auch dafür einen schritt zurück.
Womit ich nicht gerechnet hatte, war, wie sie es machte. Sie nahm sich die Zeit, ihm erstmal die Tunika aufzuschneiden und stach dann mit dem Messer… an eine Stelle, die man bei einem ehrenhaften Kampf nicht absichtlich traf. Ich merkte, dass mir mein Mund offen stand, als Ciaran anfing, zu dozieren, dass sie es falsch gemacht hätte und der Kerl jetzt schnell verbluten würde. Nun, ich hoffte auch für ihn, dass er es gleich hinter sich hatte, denn das war jetzt definitiv eine Strafe gewesen, die am oberen Ende der Skala rangierte. Aber Ciaran war noch nicht fertig und bot Niamh an, ihr beim nächsten zu helfen, damit der nicht so schnell starb.
“Ciaran, in Lughs Namen, kannst du ein einziges Mal in deinem Leben die Klappe halten?“ meinte ich irgendwo zwischen Verzweiflung, Ärger und Resignation. Ich wollte ganz sicher nicht, dass Ciaran Niamh kaputt machte, so wie er kaputt war.
Ich ging jetzt doch zu Niamh und umarmte sie, fest, so dass sie einen Moment nicht weg konnte und sein Angebot nicht sogleich in voller Erregung und Wildheit annehmen würde. “Sie sterben, Niamh. Alle. Wir haben sie alle. Lade dir das nicht auf dein Gewissen. Es bringt dir nicht die Ruhe, die du suchst. Lass uns das tun.“ Ich bat sie leise und gab sie nur zögerlich wieder frei. Aber ich wusste, wovon ich redete, und ich wollte nicht, dass sie das verlor, das sie zu Niamh machte.

(07-26-2023, 04:00 PM)Niamh schrieb: Ganz fasziniert war Niamh noch einen Moment auf Corax' Oberschenkeln sitzen geblieben und beobachtete, wie sein Blut floss und sein Körper allmählich zu zittern begann. Erst als Ciaran zu ihr trat und ihr sagte, sie habe das falsch genacht, sah sie zu ihm auf und erhob sich auch dann. Er erklärte ihr, warum ihr Opfer nun in kürzester Zeit verbluten würde und nicht noch länger leiden würde, so wie sie es eigentlich gewollt hatte. Und tatsächlich! Corax wurde bereits weiß, als Ciaran sie darauf hingewiesen hatte. 
Sie sah wieder zu ihm auf, als er weiter erklärte, dass selbst dann, wenn man es richtig machte, dennoch sehr schnell der Tod eintreten konnte. Trotzallem lobte er sie für ihren ersten Versuch und bot ihr schließlich an, ihr etwas zu zeigen, wenn sie ihr Opfer richtig lange leiden lassen wollte. 
Kurz war ein Glänzen in Niamhs Augen zu sehen. Ciarans Vorschlag gefiel ihr und wenn Louarn nicht dazeischen gegangen wäre, dann wäre sie sofort mit ihm gegangen. So aber nahm Louarn sie in seine Arme und drückte sie fest. Flüsternd versprach er ihr, dass alle sterben würden und dass sie die anderen beiden nicht auch noch töten musste, um Ruhe zu finden. Dann wurde sein Griff leichter und schließlich gab er sie wieder frei.
"Ich kann nicht! Ich muss das tun!" antwortete sie ihm, auch wenn sie viel lieber weiterhin in seinen Armen gelegen hätte. Aber auch dafür war nun nicht die richtige Zeit. Ihr Blick, in dem so viel Bedauerung lag, war noch einen Moment auf Louarn gerichtet. Dann wandte sie sich zu Ciaran um.
"Zeig mir, wie es richtig geht!"

Dunduvan, der immer noch mit dem Rücken zur Tür stand, verstand zu seiner Überraschung Louarn sehr gut. Scheiße, fluchte er. Was tat Ciaran da gerade? Wieder wurde es ihm deutlich, dass der Zwilling fallen musste. Cathbad hätte ihn erst gar nicht am Leben lassen sollen. Wenn die Götter einen mit einem Fluch belegt hatten, war er es; er verdarb was er berührte.
Er vergewisserte sich, dass keiner mehr übrig war, der durch die Tür kommen konnte, stopfte den Kopf des Nubiers in seinen Beutel zurück und mit drei Sätzen war er neben Niamh, die wie eine Furie sich auf die stürzen wollten, die ihr Unrecht getan hatten:
"Hör auf Louarn, Niamh!", sagte er. Das erste Mal am heutigen Tage sprach er sie an:
"Du musst gar nichts tun! Du hast genug getan" , er lächelte sie unter Farbe und geronnenem Blut anerkennend an, doch sein Blick war sehr ernst: 
"Du bist eine Kriegerin, Niamh. Du hast es bewiesen. Doch alles, was darüber hinausgeht, ist nur von Übel. Nein, denke nicht, dass Ciaran... Ciarans Weg ist sein ureigener Weg. Die Götter haben mit ihm etwas im Sinn, was niemand so recht zu deuten vermag. Doch dein Weg sollte ein anderer sein" und in Louarns Richtung sprach er:
"Behalte sie bitte bei dir!"
Sein Lächeln wurde traurig. Louarns Niamh. Er sollte sie lieblich und unversehrt zurückbekommen, so wie sie an Beltane gewesen... ach nie mehr an dieses Beltanefest denken!

Dunduvan war es darum gegangen, Niamh zu befreien, um an seinem Bruder gut zu machen, was damals geschehen war. Und es war ihm darum gegangen, Erwan, der ein Verräter an den Kelten war und unzählige Britannierinnen geschändet und an die Römer verkauft hatte, zu bestrafen. Es sollte spektakulär werden, damit die Römer und ihre Speichellecker wussten, mit welchem Widerstand sie zu rechnen hatten. Gezielte Gewalt war Mittel zum Zweck. Aber diese rohe, ungezügelte Gewalt wurde gerade zum Selbstzweck. Gerade verhielten sie sich so, wie es ihnen die Römer vorwarfen: Nämlich wie grausame und blutdürstige Barbaren. Kein Wunder, dass Calum kreideweiß geworden war:
"Und keiner soll uns nachsagen, dass wir Falken keine Gerechtigkeit walten lassen",
 er schaute sich um und deutete auf Erwan: "Roter, du klagst diesen Mann und seine Sklaven wessen an?"
Er nannte nicht Louarns wirklichen Namen. Und jetzt sprach er wieder Latein, damit Erwan und seine Brut auch alles verstanden während dieser Parodie auf die römische Gerichtsbarkeit, an deren Ende das Urteil bereits gesprochen war:
 "Ich selbst schlage die römischste aller Strafen vor, die für Hochverräter seines Standes", seine schwarzen Augen funkelten:
"Kreuzigung!" , er und deutete auf den Türpfosten. 
Es war nur ein Pfosten und kein Kreuz, aber auch die Römer benutzten Pfähle, wenn es keine Zeit gab, ein Kreuz zusammenzubauen. Auf jeden Fall war das weniger persönlich. Viel weniger persönlich als eine mörderische Niamh:
"Aber auch der Dunkle" - das war Ciaran: "Hat ein Stimmrecht. Und alle anderen selbstverständlich auch. Vielleicht findet sich sogar ein Anwalt?"
Das war Dunduvans Spott.
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Falke
[Bild: 3_15_08_22_9_38_19.png]
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RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan - von Dunduvan Deimos - 07-27-2023, 12:23 PM

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