07-26-2023, 04:00 PM,
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Furiana Nivis
Flüchtling aus Éire
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RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
(07-26-2023, 10:20 AM)Ciaran schrieb: Das Vögelchen kam auch angeflogen, aber es kreischte und schoss an mir vorbei zu dem nassen Häufchen, das Louarn grade aus der Pfütze zog. Ich legte den Kopf schief und schaute mir die Szene mit fragendem Gesichtsausdruck an, wie sie dem Kerl die Sachen vom Leib schnitt und ihm dann sein bestes Stück zerteilte. Aua.
Man musste jetzt kein Genie sein, um zu ermitteln, was geschehen sein musste, um diese Reaktion bei einer Frau hervorzubringen. Armes, kaputtes Vögelchen. So hilflos in seiner Wut. Ich seufzte.
“Du machst das falsch“, waren wahrscheinlich nicht die Worte, die Niamh erwartet hatte, aber die, die sie bekam. Der Typ am Boden, wer immer er war, hielt sich verzweifelt die Reste seiner Männlichkeit, während er doch sehr schnell anfing zu zittern, weil er grade verblutete. Das war es, was die Leute bei ihren Kastrationsphantasien nie bedachten. Sie glaubten, die Kerle lebten dann noch lange und schmerzerfüllt damit, aber das war nicht so. “Weißt du, das Ding da unten wird sehr gut durchblutet. Da sind einige große Adern, die es mit Blut versorgen. Und wenn man die erwischt und das ganze dann nicht sofort versorgt, verbluten die Kerle in wenigen Minuten. Da, guck, der wird schon ganz weiß“, half ich ihr, ihren Fehler zu erkennen. Noch ein paar Augenblicke, und der Kerl hatte es hinter sich. “Selbst wenn man es richtig macht und die Wunde gleich versorgt, stirbt trotzdem noch die Hälfte. Deshalb sind Eunuchen auch so teuer. Es überleben so wenige die Prozedur.“
Ich seufzte nochmal.
“Aber für einen ersten Versuch war es nicht schlecht. Wenn du sie wirklich leiden lassen willst, kann ich dir gerne was zeigen.“ Ja, ich hatte heute meinen hilfreichen Tag. Lag vielleicht daran, dass ich gleich was sprengen durfte. Ganz fasziniert war Niamh noch einen Moment auf Corax' Oberschenkeln sitzen geblieben und beobachtete, wie sein Blut floss und sein Körper allmählich zu zittern begann. Erst als Ciaran zu ihr trat und ihr sagte, sie habe das falsch genacht, sah sie zu ihm auf und erhob sich auch dann. Er erklärte ihr, warum ihr Opfer nun in kürzester Zeit verbluten würde und nicht noch länger leiden würde, so wie sie es eigentlich gewollt hatte. Und tatsächlich! Corax wurde bereits weiß, als Ciaran sie darauf hingewiesen hatte.
Sie sah wieder zu ihm auf, als er weiter erklärte, dass selbst dann, wenn man es richtig machte, dennoch sehr schnell der Tod eintreten konnte. Trotzallem lobte er sie für ihren ersten Versuch und bot ihr schließlich an, ihr etwas zu zeigen, wenn sie ihr Opfer richtig lange leiden lassen wollte.
(07-26-2023, 12:10 PM)Louarn schrieb: Ich hatte den halb ersoffenen Brocken gerade aus dem Wasser gehievt und fesselte seine Hände auf dem Rücken mit seinem eigenen Gürtel, als Ciaran nach Niamh rief und ich ihm am liebsten den Hals umdrehen wollte. Womit ich aber nicht gerechnet hatte, war, dass Niamh tatsächlich schreiend angerannt kam und sich auf den Typ stürzte, den ich außer Gefecht gesetzt hatte. Sie drehte ihn grob um und hielt ihm das Messer vors Gesicht. Ich nahm an, dass sie ihn töten wollte, und nach dem, was sie mir gestanden hatte, konnte ich es gut verstehen und trat auch dafür einen schritt zurück.
Womit ich nicht gerechnet hatte, war, wie sie es machte. Sie nahm sich die Zeit, ihm erstmal die Tunika aufzuschneiden und stach dann mit dem Messer… an eine Stelle, die man bei einem ehrenhaften Kampf nicht absichtlich traf. Ich merkte, dass mir mein Mund offen stand, als Ciaran anfing, zu dozieren, dass sie es falsch gemacht hätte und der Kerl jetzt schnell verbluten würde. Nun, ich hoffte auch für ihn, dass er es gleich hinter sich hatte, denn das war jetzt definitiv eine Strafe gewesen, die am oberen Ende der Skala rangierte. Aber Ciaran war noch nicht fertig und bot Niamh an, ihr beim nächsten zu helfen, damit der nicht so schnell starb.
“Ciaran, in Lughs Namen, kannst du ein einziges Mal in deinem Leben die Klappe halten?“ meinte ich irgendwo zwischen Verzweiflung, Ärger und Resignation. Ich wollte ganz sicher nicht, dass Ciaran Niamh kaputt machte, so wie er kaputt war.
Ich ging jetzt doch zu Niamh und umarmte sie, fest, so dass sie einen Moment nicht weg konnte und sein Angebot nicht sogleich in voller Erregung und Wildheit annehmen würde. “Sie sterben, Niamh. Alle. Wir haben sie alle. Lade dir das nicht auf dein Gewissen. Es bringt dir nicht die Ruhe, die du suchst. Lass uns das tun.“ Ich bat sie leise und gab sie nur zögerlich wieder frei. Aber ich wusste, wovon ich redete, und ich wollte nicht, dass sie das verlor, das sie zu Niamh machte.
Kurz war ein Glänzen in Niamhs Augen zu sehen. Ciarans Vorschlag gefiel ihr und wenn Louarn nicht dazeischen gegangen wäre, dann wäre sie sofort mit ihm gegangen. So aber nahm Louarn sie in seine Arme und drückte sie fest. Flüsternd versprach er ihr, dass alle sterben würden und dass sie die anderen beiden nicht auch noch töten musste, um Ruhe zu finden. Dann wurde sein Griff leichter und schließlich gab er sie wieder frei.
"Ich kann nicht! Ich muss das tun!" antwortete sie ihm, auch wenn sie viel lieber weiterhin in seinen Armen gelegen hätte. Aber auch dafür war nun nicht die richtige Zeit. Ihr Blick, in dem so viel Bedauerung lag, war noch einen Moment auf Louarn gerichtet. Dann wandte sie sich zu Ciaran um.
"Zeig mir, wie es richtig geht!"
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