RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Ich hatte den halb ersoffenen Brocken gerade aus dem Wasser gehievt und fesselte seine Hände auf dem Rücken mit seinem eigenen Gürtel, als Ciaran nach Niamh rief und ich ihm am liebsten den Hals umdrehen wollte. Womit ich aber nicht gerechnet hatte, war, dass Niamh tatsächlich schreiend angerannt kam und sich auf den Typ stürzte, den ich außer Gefecht gesetzt hatte. Sie drehte ihn grob um und hielt ihm das Messer vors Gesicht. Ich nahm an, dass sie ihn töten wollte, und nach dem, was sie mir gestanden hatte, konnte ich es gut verstehen und trat auch dafür einen schritt zurück.
Womit ich nicht gerechnet hatte, war, wie sie es machte. Sie nahm sich die Zeit, ihm erstmal die Tunika aufzuschneiden und stach dann mit dem Messer… an eine Stelle, die man bei einem ehrenhaften Kampf nicht absichtlich traf. Ich merkte, dass mir mein Mund offen stand, als Ciaran anfing, zu dozieren, dass sie es falsch gemacht hätte und der Kerl jetzt schnell verbluten würde. Nun, ich hoffte auch für ihn, dass er es gleich hinter sich hatte, denn das war jetzt definitiv eine Strafe gewesen, die am oberen Ende der Skala rangierte. Aber Ciaran war noch nicht fertig und bot Niamh an, ihr beim nächsten zu helfen, damit der nicht so schnell starb.
“Ciaran, in Lughs Namen, kannst du ein einziges Mal in deinem Leben die Klappe halten?“ meinte ich irgendwo zwischen Verzweiflung, Ärger und Resignation. Ich wollte ganz sicher nicht, dass Ciaran Niamh kaputt machte, so wie er kaputt war.
Ich ging jetzt doch zu Niamh und umarmte sie, fest, so dass sie einen Moment nicht weg konnte und sein Angebot nicht sogleich in voller Erregung und Wildheit annehmen würde. “Sie sterben, Niamh. Alle. Wir haben sie alle. Lade dir das nicht auf dein Gewissen. Es bringt dir nicht die Ruhe, die du suchst. Lass uns das tun.“ Ich bat sie leise und gab sie nur zögerlich wieder frei. Aber ich wusste, wovon ich redete, und ich wollte nicht, dass sie das verlor, das sie zu Niamh machte.
Falke
|