Erwan
Der gallische Tuchhändler hatte breits am Nachmittag das Haus mit Modestus, seinem Freigelassenen und seinen drei Sklaven Corax, Brigo und Divico verlassen. Die drei Letzteren hatten es sich redlich verdient, ihren Herrn auf das Fest zu Ehren des Kaisers begleiten zu dürfen. Schließlich hatten sie das fertig gebracht, wobei zwei professionelle Sklavenjäger auf ganzer Linie versagt hatten! Dass sie die Hibernierin dabei leicht beschädigt hatten, spielte keine große Rolle. Das hatte sie sich selbst zuzuschreiben! Es hätte nicht so enden müssen, sagte er immer wieder zu sich selbst, wenn er an die junge rothaarige Frau dachte, die ihn einst so sehr an seine verstorbene Tochter erinnert hatte. Doch sie hatte sich seinem Willen widersetzt und war mit diesem rothaarigen Barbaren durchgebrannt!
Erwan und seine Begleiter hatten ordentlich auf das Wohl des Kaisers getrunken. Der Eintopf war auch nicht übel gewesen! Der Gallier war sogar so sehr spendabel gewesen, dass er seinen drei Sklaven eine Lupa bezahlt hatte, als diese sich plötzlich verstärkt für das weibliche Geschlecht interessiert hatten.
Als es schließlich dunkel wurde machten sich die fünf Männer recht angeheitert und ausgelassen auf den Heimweg.Heute Abend kümmerte es niemanden, wenn ein paar Männer ein Lied gröhlend durch die Straßen der Stadt schwankten.
Erwan, der als vollem Halse ein gallisches Lied angestimmt hatte, trat an die Tür und klopfte. Doch nichts geschah.
"Corax, mach die Tür auf!", schrie er, als niemand auf sein Klopfen reagierte.
"Cooo-aaax!", schrie Erwan.
Corax, der seinen Herrn begleitet hatte, schwankte nach vorne.
"Ich bin hier, Dominus! Du has mich doch mit... mit... mitgenomm'n!" Der Gallier kräuselte die Stirn, als er Corax erblickte.
"Ach ja, tatsäschlch!" antwortete er ein wenig ratlos.
"Ich hab den Schlüssel!" verkündete Modestus stolz und versuchte die Tür aufzuschließen, was ihm aber erst beim dritten Anlauf gelang. Schwankend betraten die fünf Männer das Haus.