RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Für Calum war all dies ein wahrgewordener Alptraum. Er hatte bereits getötet. Mehrfach. Und durch seine geheimen Informationen, die er den Römern gestohlen hatte, waren noch viel mehr Menschen gestorben. Er hatte Blut an den Händen, wie all seine Brüder.
Doch nie hatte es Spaß gemacht. Und es war etwas gänzlich anderes, einen Bogen von der Sehne zu lassen, als auch noch eine Leiche zu köpfen, nur um ein Zeichen zu setzen. Und nur die Götter wussten, was Ciaran in der Küche getan hatte.
Monster… Er sah kaum noch seine Brüder vor sich als blutrünstige Bestien. ‚Der Kampf der Falken wird viel Leid verursachen.‘ Caradoc hatte Recht behalten. Wäre es nur um den Verräter gegangen, er hätte es ja verstanden. Doch da hätte es andere Wege gegeben. Die hätte es sicherlich.
Wie erstarrt stand der Junge im Atrium inmitten von Fremden. Dass sie Niamh lebend gerettet hatten, registrierte er kaum. Die Miene blass, die Haltung starr. Er wusste nicht, was er fühlte. Ekel. Verachtung. Hass vielleicht. Er war fassungslos, dass er derartig über seine Brüder dachte. Doch die Hausdiener und Sklaven waren nicht einmal in Würde gestorben. Sie waren hingeschlachtet worden wie Vieh.
„Ich weiß nicht, wer ihr seid“, sagte er mit einer Miene so bleich wie der Tod. Seine Schritte lenkten ihn zu Dunduvan. Das Sinnbild all dessen, vor dem er sich fürchtete. Dunduvan schien längst nicht mehr sein Bruder zu sein. Er war wie die Marionette Cathbads. Doch wenn dies Cathbads Vorstellungen waren, dann war der Druide wahnsinnig.
Er sah Dunduvan in dessen Gesicht und atmete tief durch.
„Wenn das hier vorbei ist, sind wir geschiedene Leute“, sagte er nur. Ciaran würdigte er keines Blickes. Fintan, der sich offenbar an den Reichtümern des Hauses vergriffen hatte, wirkte zum ersten Mal erschreckt. Alun und Louarn ernteten flüchtige Blicke von ihm. Doch wenigstens Louarn hatte heut an andere Dinge zu denken. Nur wegen Niamh hatte er schließlich all dies getan.
Falke
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