RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
In Erwans Haus herrschte inzwischen Totenstille. Die letzten Schreie der Sterbenden waren verhallt. Ihre leblosen Körper hatte man beiseite geräumt, für den Moment des großen Finales. Dann, wenn der Gallier nach Hause kam und auch seine Lebenslicht erlöschen würde.
Einen Teil meiner Brüder fand ich im Atrium wieder. Dunduvan hatte sich gerade den Kopf seines Gegners genommen und ließ ihn in einem Beutel verschwinden. Er folgte damit einem alten Brauch, sich dadurch die Stärke seines Feindes zu Eigen machen. Ob er den Schädel später um den Hals seines Pferdes hängen würde? Oder würde er ihn einbalsamieren und ihn in einer Kiste aufbewahren, um ihn dann später herumzeigen zu können?
Ciaran aß genüsslich einen Apfel, den er in seiner blutverschmieren Hand hielt. Ich konnte nur mutmaßen, was er in der Küche vollführt hatte. Höchstwahrscheinlich hatte er sich einmal mehr wieder selbst übertroffen. Allerdings wollte ich mich nicht davon überzeugen, denn allein der metallische Geruch des frischen Blutes auf meiner Tunika bereitete mir Unbehagen.
Während ich mir noch die Leichen betrachtete, die auf dem Boden lagen, erkannte ich plötzlich Louarns nahende Stimme. Ich sah auf und erkannte ihn und seine kleine Irin, die sich an ihm festhielt. Sie war noch etwas wacklig auf den Beinen, was kein Wunder war. Vor wenigen Tagen war sie noch dem Tod viel näher gewesen. Ich freute mich, sie nun so lebendig zu sehen und lächelte ihr zu. "Ich bin froh, dich so zu sehen, Niamh. Dein Anblick dort unten im Keller hat mich wirklich sehr schockiert!" Lou legte ich meine Hand freundschaftlich auf die Schulter. "Pass jetzt gut auf sie auf!" Das war der einzige Rat, den ich ihm geben konnte.
Dunduvan verhielt sich ungewöhnlich still, als Louarn seine Freundin mit herunter gebracht hatte. Dabei hatte er sich doch richtig ins Zeug gelegt, damit sie befreit werden konnte. Doch ich vermutete, dass er noch immer Gefühle für sie hegte, nach ihrer einen gemeinsamen Nacht.
Ciaran war wie immer einfach Ciaran, als er Niamh erblickte und machte sich dadurch bei Louarn auch nicht wirklich beliebt. Doch dem 'kaputten Vögelchen', wie er sie nannte, bot er eine seiner Kräutermischungen an, die einen geschwächten Körper für eine gewisse Zeit beleben konnten. Zumindest dann, wenn nur die Inhaltsstoffe darin waren, die Ciaran erwähnt hatte.
Als "Lucius Tarutius Corvus"
Falke
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