RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Ich nickte, als Dunduvan warum auch immer nach der Küche fragte. “Ich würde da aber nicht reingehen“, gab ich ihm auf dem Weg mit, aber zu spät. Dunduvan ging schon rein. Ich zuckte die Schultern. Vermutlich würde er die Schönheit meines Handelns nicht begreifen können. Ich hatte noch nie einen Menschen getroffen, der es wirklich verstanden hätte. Es war schwierig, einen menschlichen Körper so hinzurichten, sehr viel schwieriger, als die meisten Menschen wohl dachten. Sie starben so schnell, brachen so schnell. Die meisten Menschen dachten, dass das einfach nur irgendetwas wäre, was man aus einem Trieb heraus tat, ohne Sinn und verstand, aber dem war nicht so. Es brauchte Zeit, um gut zu werden, und viel Geschick, um perfekt zu werden. Ich fragte mich, ob ich irgendwann einmal jemanden treffen würde, der es sehen konnte.
Nun, Dunduvan kam wieder heraus und sagte nichts und fing recht grob an, den Kopf seiner Beute abzusäbeln. Ich verzog etwas angewidert den Mund. Nicht, weil mir das Köpfen missfiel, aber er machte es so… so… plump. Vielleicht sollte ich ihm irgendwann mal zeigen, wie man es effektiv machte, ohne dass man dabei so viel Gewebe verletzte. Aber das gehörte wahrscheinlich zu den Dingen, von denen Cinead gesagt hatte, dass ich sie besser für mich behalten sollte. Also folgte ein weiteres Achselzucken und ich aß meinen Apfel weiter.
Louarn kam auch, mit seinem verletzten Vögelchen im Schlepptau. Sie schien irgendwie… kaputt? Sie war zwar schon immer zart gewesen, aber sie wirkte blass und ihre Schritte waren ungenau. Irgendwas stand in ihren Augen, das ich nicht deuten konnte. Abgesehen davon war sie mit Blut und blauer Farbe beschmiert und ihre Lippen wirkten geschwollen. Ich legte den Kopf schief und beobachtete sie. Keine Ahnung, was sie hatte, dass die anderen Falken so verrückt machte. Vielleicht sollte ich ihr doch einmal unter die Haut blicken, um es herauszufinden. Aber nein, das würde Probleme machen. Ich würde warten müssen.
“Ist dein Vögelchen kaputt?“ fragte ich Louarn, fing mir dafür einen wütenden Blick ein und wandte mich wieder ihr zu. Ich griff zu meinen Gefäßen am Gürtel und suchte ein wenig hier und da mit spitzen Fingern. Ich zog ein paar Kräuter heraus: Hirtentäschel, Süßholzwurzel, Ephedra (die ich irgendwann mal einem Händler abgenommen hatte), ein Goldregensamen, Thymian… ich legte es auf meine blutige Hand und betrachtete die Mischung einen Augenblick lang und überlegte. Dann hielt ich sie Niamh einfach hin. “Zermahlen und ein wenig davon kauen“, sagte ich nur. Mir war klar, was es bewirken würde und sollte, aber ich merkte mal wieder, dass der Rest der Welt einfach zu langsam dachte. “Es stärkt, für ein oder zwei Stunden. Ich habe keine Zeit, mich darum zu kümmern, wenn du umfällst. Ich muss jetzt die Bombe bauen“, erklärte ich ungeduldig, denn ja, ich wollte alles schon fertig gemischt haben und platziert haben, bevor dieser Erwan kam, dessen Kopf Dunduvan einfach so Louarn versprach, obwohl ich für den ganzen Kerl viel lustigere Einfälle gehabt hätte.
Falke
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