07-21-2023, 02:42 PM,
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Licinianus Owain
Begnadeter Kunstschmied
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RE: Volksfest anlässlich des Regierungsjubiläums des Kaisers
(07-19-2023, 11:19 AM)Flavianus Pytheas schrieb: "Der rote Mond? Ach ja, ich habe davon gehört. Ich dachte auch nicht, dass Owen... sich beteiligt. Ich halte ihn für den, der deine Geschäfte...beschützt?", erwiderte Pytheas. Das war eine Umschreibung dafür, dass er Owain für Aglaias Zuhälter hielt. Ein muskulöser, offensichtlich verteidigungsfähiger Mann, der eine Hetäre auf Kundenfang begleitete, was sollte er sonst schon sein? Der Medicus verurteilte solch eine geschäftliche Beziehung auch nicht. Sie war ehrlicher als das, was er selbst früher am Kaiserhof mitangesehen hatte: Senatoren, die sich in der Öffentlichkeit sittenstreng gaben und arme Huren schlecht behandelten, aber dann unverblümt ihre Frau oder jungfräulichen Töchter dem Kaiser anboten:
"Narcissus klingt nicht schlecht. Da du mich eingeladen hast, werde ich gerne in dein Haus kommen. Doch nach männlicher Gesellschaft steht mir nicht der Sinn. Da liebe ich nämlich, und ich werde geliebt" Er zwinkerte mit einem breiten Lächeln Aglaia zu. Es war wahr, und er hätte es am liebsten in die Welt herausgejubelt: Er war in Atreus verliebt.
Als dann aber Owain zurück kam, schaute er ihn prüfend an: "Geht es dir gut, Schmied? Mit dem Eintopf alles in Ordnung?"
Um sie herum schien es keinem übel geworden zu sein, im Gegenteil. Alles aß, trank und erfreute sich einer gewissen... Lebendigkeit. Schräg vor ihnen saß ein Plebejerehepaar in seinen Vierzigern, er mit etwas abgeschossener Toga, sie in einer grellbunten Stola, das doch recht leidenschaftliche Küsse tauschte. Schön, wenn man in diesem Alter noch so turteln konnte....
(07-19-2023, 01:34 PM)Liciniana Aglaia schrieb: “Oh, er beschützt mich sicher, ebenso wie andere. Aber ich bin meine eigene Herrin und suche mir meine Partner auch gut aus“, ließ ich ihn wissen, dass ich keine der einfachen Lupae war, die jeder Mann für ein paar As besteigen konnte. Nein, mein Preis war weit höher, und ich nahm es mir auch heraus, einen Mann abzuweisen und zur Not auch rauswerfen zu lassen, wenn er sich nicht benahm. Was natürlich nicht ganz verhinderte, dass solch finstere gestalten wie der Tribun meiner habhaft werden konnten, aber es war zum Glück die Ausnahme und nicht die Regel.
Er ließ mich auch wissen, dass er Männer durchaus mochte, aber nicht für zwischendurch, sondern nur mit Gefühl. Etwas, das immer gefährlich war, da die römische Welt dafür nicht so offen war, wie man es der griechischen nachsagte. “Das wird Narcissus zwar sicher betrüben, wenn er dich sieht, aber man sollte immer das machen, was das Herz einem befiehlt, und nichts erzwingen, an dem man sich zu erfreuen wünscht“, philosophierte ich hoffentlich weise.
“Aber du sagtest, du kommst aus Rom?“ wechselte ich also erst einmal das Thema zu den leichteren Dingen des Lebens. “Das tue ich auch! Wir hatten unser altes Haus an den Hängen des Aventin, hin zum Emporium. Eine Gegend mit guter Aussicht und frischer Luft, aber leider nicht der erlauchtesten Nachbarschaft. Ich wollte immer so gerne nach Alta Semita, wo die Ritter ihre Villen haben, oder noch mehr auf den Esquilin mit seinen weiten Gärten. Aber man kann es sich nicht immer aussuchen, nicht wahr? Wie kommt es, dass es dich hier her verschlagen hat?“
Ich ließ mir wirklich lange Zeit, nachdem ich den Eintopf wieder von mir gegeben hatte. Nun hatte ich einen widerlichen Geschmack im Mund, den ich wieder los werden musste. Also holt ich mir noch ein Bier und trank es, während ich langsam über den Platz schlenderte und mir die feiernden Menschen betrachtete. Offenbar war Aglaia nicht die Einzige auf diesem Fest, die kräftig flirtete. Etliche andere taten das gleiche. Andere waren bereits einen Schritt weiter gegangen und fielen über einander her, um sich zu küssten. Ich fragte mich, ob das vielleicht am Essen lag. Denn ehrlich gesagt, war mir nicht danach, mit einer fremden Frau zu flierten, oder sie zu küssen und mir ihr dann in einer Seitengasse zu verschwinden. Diese Römer hatten alle eine gehörige Vollmeise!
Schließlich kehrte ich zu unserem Tisch zurück, an dem Aglaia mit diesem Kerl saß. Zu meiner Überraschung waren sie immer noch beim Reden. Pütas, oder wie auch immer sein Name war, schaute zu mir auf und erkundigte sich, ob es mir gut ging und ob mit dem Eintopf alles in Ordung gewesen sei. Ich nickte. "Mir geht es gut. Anscheinend mudet der Eintopf allen hier... mehr oder weniger."
Ich nahm wieder Platz und kümmerte mich noch um das Bier, das immer noch hier so einsam und verloren herumstand. Vielleicht sollte ich mich für den Rest des Abends daran halten.
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