RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Endlich berührte er sie! Auch wenn es zunächst nur seine Fingerspitzen waren, die den Rand ihres Gesichtes berührten und er sie warnte, er sei voller Blut. Es war das Blut von Erwans Sklaven, die Louarn getötet hatte, um sie befreien zu können. Sicher waren auch Unschuldige unter ihnen gewesen. Doch es durfte niemand lebend davon kommen!
"Das macht nichts!" flüsterte sie ihm zu, denn sie sehnte sich nach seiner Umarmung. Louran ging es genauso, denn er konnte sich nicht lange zurückhalten. Er küsste sie, fuhr mit seiner freien Hand durch ihr Haar und mit der anderen, die immer noch die blutverschmierte Axt hielt, legte er ihr in den Rücken und zog sie an sich.
Sie seufzte leise als sich ihre Münder trafen, dann schmiegte sich an ihn, denn ganz gleich, was alles passiert war, hegte sie doch immer noch Gefühle für ihn. Ihm hatte sie ihre Jungfräulichkeit geschenkt, auch wenn er nicht für sie empfunden hatte, wie er ihr damals zu verstehen gegeben hatte. Dieser Moment hätte ewig dauern können. Doch leider riss er sich plötzlich von ihr los. Niamh schaute ihn überrascht an, denn diese Trennung war doch zu sehr unerwartet gekommen. Aber ja, sie verstand. Seine Brüder kämpften unten noch. Er konnte sie nicht im Stich lassen!
"Nein, ich komme mit hinunter!" antwortete sie Louarn. "Ich will sehen, wie er stirbt und ich will sehen, ob Corax, Brigo und dieses andere Schwein schon tot sind." Ihre Stimme klang verbittert, denn Erwans Sklaven hatten ihr furchtbare Dinge angetan, die unverzeihlich waren.
Niamh klammerte sich an Louarns Arm, denn sie war noch nicht ganz sicher auf ihren Beinen. Ihr Gesicht und ihr Kleid waren inzwischen mit blauer Farbe und mit Blut verschmiert. Aber das machte ihr nichts aus. Es waren die Farben ihrer Freiheit!
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