RE: Volksfest anlässlich des Regierungsjubiläums des Kaisers
“Oh, er beschützt mich sicher, ebenso wie andere. Aber ich bin meine eigene Herrin und suche mir meine Partner auch gut aus“, ließ ich ihn wissen, dass ich keine der einfachen Lupae war, die jeder Mann für ein paar As besteigen konnte. Nein, mein Preis war weit höher, und ich nahm es mir auch heraus, einen Mann abzuweisen und zur Not auch rauswerfen zu lassen, wenn er sich nicht benahm. Was natürlich nicht ganz verhinderte, dass solch finstere gestalten wie der Tribun meiner habhaft werden konnten, aber es war zum Glück die Ausnahme und nicht die Regel.
Er ließ mich auch wissen, dass er Männer durchaus mochte, aber nicht für zwischendurch, sondern nur mit Gefühl. Etwas, das immer gefährlich war, da die römische Welt dafür nicht so offen war, wie man es der griechischen nachsagte. “Das wird Narcissus zwar sicher betrüben, wenn er dich sieht, aber man sollte immer das machen, was das Herz einem befiehlt, und nichts erzwingen, an dem man sich zu erfreuen wünscht“, philosophierte ich hoffentlich weise.
“Aber du sagtest, du kommst aus Rom?“ wechselte ich also erst einmal das Thema zu den leichteren Dingen des Lebens. “Das tue ich auch! Wir hatten unser altes Haus an den Hängen des Aventin, hin zum Emporium. Eine Gegend mit guter Aussicht und frischer Luft, aber leider nicht der erlauchtesten Nachbarschaft. Ich wollte immer so gerne nach Alta Semita, wo die Ritter ihre Villen haben, oder noch mehr auf den Esquilin mit seinen weiten Gärten. Aber man kann es sich nicht immer aussuchen, nicht wahr? Wie kommt es, dass es dich hier her verschlagen hat?“
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