RE: [Büro ]Tribunus Angusticlavius T.O.D.
Flavianus Pytheas. Das war ein Freigelassener des Caesar Augustus. Ein kaiserlicher Spitzel vermutlich, der regelmäßig nach Rom berichtete. Als Medicus kam man gut an alle möglichen Informationen. Ich konnte mir denken, was Octavius bei dem gewollt hatte: Mich beim Caesar Augustus anzuschwärzen.
"Wie ist der Name des Optios?", fragte ich. Dieser Mann war vielleicht noch auf die richtige Seite zu bringen. Wenn man ihn von schädlichen Einflüssen isolierte. Aber der Centurio war mein Feind. Den musste ich loswerden. Und dabei rücksichtslos und schnell vorgehen:
"Gute Arbeit, Eques Sagittarius", lobte ich Curius. Und dann stieg jene leise Erregung in mir auf, die ich immer spürte, bevor ich zuschlug. In Cheddar hatte ich sie gespürt und schon früher in meinem Leben:
"Ich weiß jetzt schon alles, was es zu wissen gibt. Curius, hast du denn verstanden, wer unsere schlimmsten Feinde sind?"
Ich gab gleich selbst die Antwort:
"Nein, nicht die Barbaren. Sie sind nur ganz gewöhnliche, wenn auch recht wilde Feinde. Aber der schlimmste Feind lauert im Inneren: Nämlich Römer, die zu den Barbaren halten anstatt zu ihren eigenen Leuten!"
Gespielt bekümmert schüttelte ich den Kopf:
"Gerade Octavius war einmal ein tüchtiger Soldat. Sonst wäre er kaum heute Centurio. Doch dann haben sie ihm ins Gehirn geschissen. Dabei würde ich alles tun, um ihn vor sich selbst zu retten!"
Dieser Großmut stand mir gut. Man musste immer so tun, als würde man den Untergang eines römischen Bürgers bedauern. Dabei gab es Römer, die zum Erbrechen waren. Ich hatte schon einen Plan für Octavius "Errettung" im Kopf. Sollte er doch am eigenen Leib verspüren, was für Bestien seine keltischen Freunde waren:
"Um diesen Flavianus werde ich mich persönlich kümmern. Albius und Titius sollen mich begleiten. Und Plinius brauche ich für einen Geheimauftrag. Wie sieht es übrigens mit Dir aus, Curius? Wärst du auch interessiert?"
Ich stellte mich ans Fenster und blickte in das Weite. Von unten drangen die rauen Kommandos der Exerzierenden zu mir. Die grauen Mauern der Castra schmiegten sich in die grünen Hügel. Ich hätte die Aussicht gerne weiter bewundert. Aber das blutige Handwerk rief mich:
"Für Roms Macht. Für Roms Ehre. Nicht zu zaudern, auch wenn es gegen einen von uns gehen muss? Äußerste Geheimhaltung?"
Ich senkte die Stimme. Der Eques Sagittarius sollte nicht glauben, dass ich Spaß an der Sache hätte. Doch ich zitterte geradezu vor Vergnügen.
"Fünfzig Sesterze als Prämie für deine heutige Meldung. Und einen Aureus, wenn du dich dazu entschließt, teilzunehmen?"
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