Forum

[Tiberius Furius Saturninus]

Auch Saturninus hatte sich in einem kleinen Seitenraum gewaschen und noch einmal einsalben lassen. Sein dunkles Haar glänzte und er durftete nach Myrrhe. Dann trat er durch die Seitentür und blieb stehen. Draußen sangen die Gäste weiter, und das war Tradition, aber am liebsten hätte er einen großen Besen genommen und alle nach draußen gekehrt. Wenigstens war die Tür zu:
Manila Secunda, die - wie Saturninus anerkannte, ganze Arbeit mit der Ausgestaltung des Zimmers geleistet hatte, ging jetzt. Nun war der Furius alleine mit seiner Braut, einem jungen Mädchen, mit dem er kaum je ein privates Wort gewechselt hatte. Er hatte es durchaus versucht, doch dann waren dienstliche Pflichten dazwischen gekommen. Oder dieses und jenes. Furia Stella und ihr Liebhaber.
Wagenrennen. Deirdre und ihr Neugeborenes. Aglaia. Narcissus. Die Ereignisse in Cheddar. Und...und...und. Jetzt spürte Saturninus es, dass er diesen Menschen, der ihm nun anvertraut war, nicht wirklich kannte. Da waren Sitte und Sittsamkeit. Serena tat alles genau so, wie es von einer jungen Patrizierin erwartet wurde. Ein, zwei Mal hatte er sie zum Lachen gebracht, und ihre braunen Augen hatten sein Herz erwärmt, wenn immer er sie antraf:
"Ich bin es nur", sagte er und tat so, als würde er klopfen. Er setzte sich neben seine Braut auf das Bettende und schaute sie von der Seite an. Sanft streifte er ihren Schleier zur Seite. Ach ja, den Gürtel mit dem Herculesknoten musste er lösen. Das kam noch auf ihn zu. Saturninus mochte keine kniffligen Aufgaben, und einen Moment lang dachte er an Alexander den Großen, der den gordischen Knoten mit seinem Schwert durchtrennt hatte:
"Jetzt sind sie alle fort - endlich. Ich hatte den ganzen Tag ohnehin nur Augen für dich, Serena. Ich bin sehr glücklich darüber, dass du meine Frau bist", sprach er:
"Die Tradition gebietet es, dass ich nun diesen Knoten, der deinen Gürtel schließt,  auseinanderfissele", er lächelte sie verschwörerisch an:
"Hilfst du mir dabei? Ich kann so etwas nicht" , er legte beide Hände auf den Knoten und ließ sie dort. Seine Hände waren warm und ganz ruhig. Er wollte einfach, dass sich Serena an seine Nähe gewöhnte. Sie sollte sich nicht fürchten.