(07-06-2023, 10:14 PM)Accia Prisca schrieb: Da Sabinius Merula sich noch von seiner Operation erholte, nahm Prisca es alleine auf sich, die Familie bei diesem Fest zu vertreten. Nicht hinzugehen war einfach keine Option, da es ja das Jubiläum des Kaisers war. Es hätte durchaus als Beleidigung des Kaisers gewertet werden können, nicht zu feiern. Und Prisca war auch ganz froh, mal aus dem Haus zu kommen und andere Leute zu sehen. Aber eigentlich war das, was sie am meisten erfreute und weshalb sie auf das Fest wollte, die Tatsache, dass Tarutius Corvus hinging – mit ihr. Naja, nicht direkt mit ihr, aber eben doch als ihr männlicher Begleiter in Abwesenheit ihres Mannes. Und Prisca gefiel sich bei der Vorstellung, dass er auf sie aufpasste und sie, nunja, mit ihm hier wäre. An seiner Seite fühlte sie sich so sicher und verbunden, wie sie es gar nicht erklären konnte. Aber es brachte sie dazu, sich leicht zu fühlen und sich dabei zu erwischen, immer wieder etwas länger zu ihm zu schauen, als eigentlich notwendig wäre.
Er hatte auch schon Wein besorgt – den Prisca so verdünnt genommen hatte, dass man sagen konnte, sie trank Wasser mit dezent roter Färbung – und suchte einen Sitzplatz. Prisca war sich nicht sicher, ob sie nicht eigentlich bei den Honoratioren sitzen sollte, da ihr Mann ja ein solcher war und sie seine Frau. Aber um nichts in der Welt wollte sie von Tarutius Corvus jetzt getrennt sein, und außerdem wusste er es wahrscheinlich ohnehin besser als sie, was sich gehörte, so dass sie ihm da vertraute.
Sie setzte sich neben ihn und sah sich um. “Dort hinten gibt es etwas zu essen. Kann ich uns beiden etwas holen?“ fragte sie ihn, weil sie doch so langsam etwas Hunger verspürte, und weil sie irgendwas für Tarutius Corvus tun wollte, um ihm, naja, vielleicht nicht ihre Zuneigung zu zeigen, weil sie die ja eigentlich nicht haben durfte, aber doch ihm zu zeigen, dass sie auch an ihn dachte und nicht nur an sich selber.
Ich rutschte ein wenig zur Seite, damit auch Accia Prisca Platz fand. Das hier war keine verabredung. Nein, sie hatte sich mir angeschlossen, damit sie nicht allein zum Fest gehen musste. Ich hatte nichts dagegen. Ich dachte, das Fest könnte eine nette Abwechslung für sie sein. Denn die letzten Tage waren alles andere als einfach für sie gewesen! Nur später, wenn ich mich mit meinen Brüdern treffen würde, musste ich mir etwas einfallen lassen. Aber bis es so weit war, hatten wir noch genügend Zeit, um uns zu stärken und uns ein wenig die Zeit zu vertreiben. Für die Getränke hatte ich ja schon gesorgt. Prisca trank ihren Wein sehr verdünnt. Eigentlich war es nur leicht rosa gefärbtes Wasser, mit einer Nuance des Weingeschmackes.
Kurz nachdem sie neben mir Platz genommen hatte, fragte sie mich, ob sie uns etwas zu essen holen könnte. Offenbar war ihr die Essensausgabe ins Auge gefallen. Ein wenig Hunger hatte ich auch inzwischen. Da sie sich so nett anbot, für uns das Essen zu holen, wollte ich sie auch nicht davon abbringen.
"Oh ja, gerne! Das ist sehr nett!" entgegnete ich ihr.
Als sie dann zur Essensausgabe lief, ließ ich weiter meine Blicke über die Besucher gleiten. Hie und da hatte sich wohl auch einer der Legionäre der nahegelegenen Castra unter die Gäste gemischt. Ich überlegte mir, was wohl wäre, wenn ich hier und heute Accias Bruder gegenübertreten könnte. Zweifelsohne würde ich mit ihm das Gespräch suchen und ihn dazu bringen, von seinen Kriegserlebnissen zu erzählen. Vielleicht würde er sich dann damit brüsten, was er auf Mona getan hatte.