07-05-2023, 08:55 PM,
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RE: Hochzeit von Lucretia Serena und Tiberius Furius Saturninus
(07-04-2023, 07:45 PM)Accia Prisca schrieb: Prisca hatte die Zeremonie mit Interesse von der Seite verfolgt. Sie fand es immer noch faszinierend, dass Lucretia Serena tatsächlich verkauft wurde an ihren Ehemann, auch wenn das alles natürlich nur rituell war. Dennoch war sie jetzt nicht mehr Teil ihrer Familie, hatte dort keinerlei Erbansprüche mehr, keinen Platz mehr in deren Grabstätte, nichts. Prisca war sich nicht ganz sicher, ob sie die Freundin betrauern deshalb sollte, denn sie selbst hätte gern ihren Bruder nicht mehr als Teil ihres Lebens gehabt. Aber nicht mehr die Tochter ihres Vaters zu sein, nicht die Gewissheit zu haben, eines Tages als Asche bei seiner zu ruhen und von ihm im Reich der Schatten auf dem Asphodeliengrund begrüßt zu werden, das hätte sie schon schwer bedrückt.
Sie sah also zu, wie aus Lucretia Serena nun Furia Serena wurde und spendete artig mit den Fingern schnipsend Beifall, als alles vorüber war. Dann war Serena verheiratet und Prisca hoffte für sie, dass sie glücklicher werden würde als sie selbst in ihrer Ehe. Sie schlenderte ein wenig am Rand des Geschehens entlang und überlegte schon, wann sie sich verabschieden konnte, um wieder nach Hause zu gehen. Eigentlich hatte sie es nicht eilig, dort hin zu kommen, aber sie fühlte sich hier etwas fehl am Platze.
Naja, so lange, bis sie jemand flüsternd begrüßte, den sie nicht hatte kommen sehen. Bei seiner Stimme zuckte sie herum und war einen Moment erstaunt sprachlos, dass er so vor ihr stand mit diesem wahnsinnig verzaubernden Lächeln und überhaupt, dass er sie begrüßte und mit ihr sprach. Ungefähr eine halbe Sekunde danach setzte das schlechte gewissen ein. Nicht wegen des einen, wundervollen Kusses, den er ihr geschenkt hatte, von dem ihr Mann nichts wusste, und nicht, weil ihr Mann zuhause war und sein Bein auskurierte und dabei sicherlich Schmerzen hatte. Prisca hatte Anweisungen gegeben, wie oft er Schmerzmittel bekommen durfte und wann, während sie weg war, aber trotzdem. Aber nein, in diesem Moment schob sich irgendwie das Bild von Tarutius Corvus in ihren Geist, und sie war selber ganz verwirrt deshalb und wusste gar nicht, was sie da gerade fühlte. Sie wollte das auch gar nicht. Balventius Scapula war charmant und gutaussehend und aufmerksam und gutaussehend, hatte sie schon gutaussehend erwähnt? Und aus irgendeinem unerfindlichen Grund wollte er sie. Er hatte es ihr deutlich gesagt und gezeigt. Sie sollte ganz und gar hin und weg von ihm sein. Warum also dachte sie dennoch an Tarutius Corvus?
Sie schob den Vilicus in Gedanken beiseite und lächelte Balventius Scapula schüchtern an. “Balventius Scapula, du hast mich überrascht. Ich habe dich vorhin gar nicht gesehen und dachte schon, du wärst nicht eingeladen oder verhindert“, versuchte sie sich in Konversation, wobei ihr Blick viel öfter, als er sollte, von seinen Augen etwas tiefer zu seinen Lippen glitt. Aber natürlich musste sie an diesen Kuss denken. Ihr Leben lang würde sie daran denken, es war das einzig schöne, was ihr im letzten Jahr passiert war. Oder zumindest fast das einzige.
Hui, ich hatte sie überrascht! Als sie zusammenzuckte musste ich grinsen. Allerdings war es nicht dieses schadenfrohe Grinsen. Eigentlich war es eher ein verschmitztes Lächeln. Sie hatte mich nicht kommen sehen und war deshalb sehr überrascht. Nun lächelte sie schüchtern. Wie süß! Wahrscheinlich hatte sie wegen meines Kusses immer noch ein schlechtes Gewissen, das süße Küken! Dabei hatte ich mir vorgenommen, mit ihr noch viel mehr anzustellen, als sie es im Moment für möglich halten würde. Sie würde sich noch wundern, was alles möglich war!
"Oh, ich bin gerade erst gekommen. Ich hatte so viel zu tun. Die Mine, weißt du." Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern. Das war natürlich eine glatte Lüge, die ich ihr auftischte. Ich war nicht so dumm und nahm mir die Arbeit auch noch mit nach Hause! Aber sie musste ja auch nicht wissen, dass es Asarea war, das kleine Luder, die mich aufgehalten hatte.
"Und, wie geht es deinem Mann? Hat er seine Operation gut überstanden?" War das Bein noch dran? Da sie hier war und keine Trauerkleidung trug, nahm ich an, dass sich Sabinius immer noch seines Lebens erfreute und unter den Lebenden weilte. Aber ich hatte sie nicht angesprochen, um mit ihr nun langweilige Gespräche über ihren Mann zu führen. Der tangierte mich nur peripher!
Ich rückte ihr noch ein wenig näher auf die Pelle. Wie gut, dass wir etwas abseits standen und sich sowieso keiner für uns beide interessierte. "Oh, meine liebste Prisca, ich verzehre mich so sehr nach dir! Du weißt sicher noch, was du mir versprochen hast?" fragte ich sie und grinste dabei wölfisch.
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