(07-01-2023, 12:50 PM)Raven schrieb: Helena hört ihm gespannt zu, sie war nur nicht so unschuldig wie es nach außen aussah.
Er schmeichelte ihr, wollte sie wohl umgarnen und prahlte mit seinem Werdegang.
Ein echter Römer, Helena hätte am liebsten vor ihm ausgespuckt.
Helena hatte schon einige Römer hier kennengelernt aber so einen eingebildeten Schnösel noch nie.
Aus Rom kam er also, eine Schwester hatte er und er wollte wohl auch weiterhin eine militärische Laufbahn einschlagen und nicht in die Verwaltung gehen.
Sie sollte sich gut mit ihm stellen, vielleicht würde sich das Auszahlen.
Sie sah ihn interessiert und mit offenen Augen an, hing fast schon an seinen Lippen als er so vor sich hin schwadronierte.
„Präfekt, das hört sich aber sehr wichtig an. Was muss man den da so machen und ich dachte immer ein Mann muss aus dem Militär austreten, wenn er sesshaft werden will.“
Sie nippte sittsam an ihren Saft und senkte dabei wieder schüchtern ihren Blick
„Och, von mir ist nicht viel zu erzählen. Ich bin die Tochter eines Tuchhändler aus Segontium, als meine Tante schwanger wurde schickte man mich ihr als Haustochter zu Hilfe. Vor allem für die Kinder und den eigenen Haushalt aber ab und zu helfe ich eben auch hier etwas aus. Wir sind ein ehrenvolles Haus, meine Tante achtet sehr darauf das hier nicht so viele Einheimische rumlungern, sondern eher ehrenvolle Römische Bürger.“
Sie sah wieder zu ihm auf und lächelte sanft.
„Es macht Spass sich um die Kinder und den Haushalt zu kümmern, doch irgendwann möchte ich das natürlich für meine Kinder und meinen Haushalt tun.“
Heiraten, etwas was jeder Römer einmal wollte und sogar musste…*wie konnte man sich nur zu so etwas zwingen lassen* dachte sie sich im stillen.
" Ein Alapräfekt führt eine Hilfstruppe von etwa fünfhundert Mann an. Keine Römer natürlich, aber tüchtige Männer, die einmal das Bürgerrecht bekommen werden. Hier sind es Germanen, die diesen Kelten das Fürchten lernen", erklärte ich Helena: " Frauen haben in der Castra tatsächlich nichts zu suchen. Doch ein Ritter kann sich natürlich verheiraten. Er braucht dann eben eine treue und tatkräftige Ehefrau, die auf ihn wartet und weiß, wie man alleine ein Haus führt"
Als Helena sagte, dass sie gerne einmal sich um ihren Haushalt und ihre Kinder kümmern wollte, nickte ich anerkennend:
"Es ist gut, wenn deine natürliche Bestimmung als Frau auch deiner Neigung entspricht. Das ist heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich. Schon gar nicht in Rom. Hier in der Provinz scheint da noch eine gesündere Einstellung vorzuherrschen. Gefällt mir"
Bei den letzten Worten sah ich sie durchdringend an. Gefällt mir hieß: Du gefällst mir. Natürlich würde ich keine Provinzmaus aus einer Tuchhändlerfamilie heiraten, sondern irgendwann einmal ein Mädchen aus einer stadtrömischen Ritterfamilie. Eines mit einem glänzenden Namen und politischen Verbindungen. Aber das band ich Helena nicht auf ihre hübsche Nase.
Jetzt da die Kleine den Köder geschluckt hatte, wurde es Zeit für einen taktischen Rückzug. Mich jetzt schon aufzudrängen, würde sie nur erschrecken:
"Nun gut, meine liebe Helena, es war ein großes Vergnügen, mit dir zu reden. Aber die Pflicht ruft. Das tut sie immer. Es ist etwas, mit dem meine zukünftige Frau leben müsste. Dein Vater lebt in Segontium, sagtest du. Für eine gute Frau sollte einem Mann kein Weg zu weit sein"
Ich deutete an, dass ich um sie offiziell werben wollte. Doch nun erhob ich mich und ließ einige Sesterzen auf dem Tisch:
"Wirst du auch auf das Fest zum Regierungsjubiläum unseres Caesar Augustus kommen? Ich werde sicherlich dort sein. Vielleicht machst du mir ja da die Freude, Dich dort wieder zu sehen. Also nicht Lebewohl, sondern bis dann, schöne Helena"
Es war gesetzlich untersagt, eine römische Bürgerstochter zu verführen. Gerade das Verbotene hatte einen unwiderstehlichen Reiz. Es brachte mein Blut in Wallung.
Vielleicht war Helena die süße Jungfrau, die meine Lenden wieder erwecken würde. Mit Barbarinnen und Hetären war es mir nicht gelungen. Natürlich waren diese Frauen für ihr Unvermögen bestraft worden. Und ich hatte ihnen eingeschärft, kein Wort darüber zu verlieren. Da sie an ihrem Leben hingen, hielten sie sich daran.