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[Accia Prisca]

Prisca hatte bemerkt, dass auch er seine Finger über die Sträucher gleiten ließ, und einen Moment hatte sie das irgendwie verzaubert. Sie hatte noch nie einen Jungen so etwas tun sehen, und irgendwie fand sie es wundervoll, dass Corvus das tat. Aber der Zauber dauerte nur so lange, bis er sie auf ihren Bruder ansprach, und dann erzählte, dass er zur Legion gehen wollte.
“Oh“, machte Prisca und war irgendwie enttäuscht, auch wenn es dafür keinen Grund gab. Sie atmete einmal durch und schlenderte etwas niedergeschlagen und treibend weiter, ohne jetzt jedoch die Schönheit des nassen Gartens wirklich aufzunehmen.“Ich glaube nicht, dass du das wirklich willst. Also, dich mit ihm unterhalten“, sagte Prisca und seufzte dann einmal leise. “Er würde dir sagen, dass die Legion großartig ist und jeder Mann dort hingehen sollte. Dass du dort für die Ehre Roms kämpfen kannst und alles bekommst, was du dir wünscht, weil du es dir eroberst, wie ein Krieger aus den Sagen.“ Ihre Schritte knirschten leicht und langsam auf dem Kies, während sie so vor sich hinstarrte, ohne wirklich etwas zu sehen, und weiterging. “Und ich bin mir sicher, dass mein Mann dir so etwas ähnliches auch schon gesagt hat. Aber was sie dir nicht sagen… ich meine, ich bin nur ein Mädchen – Frau! Jetzt bin ich eine Frau… und ich hab nicht so viel Ahnung davon und vielleicht sollte ich darüber auch nicht nachdenken.“ Sicherlich war es ungehörig. Überhaupt sollte sie einem Mann keinen Ratschlag geben. Aber sie ertrug den Gedanken gerade nur schwer, dass ein gutaussehender, junger, freundlicher Mann, der Regentropfen von Blättern sammelte wie sie, zur Legion gehen würde.
“Aber zwanzig Jahre sind eine wirklich lange Zeit. Und… nicht alle Legionäre sind immer nett, weißt du? Manche tun nur so, als wären sie es, aber wenn sie die Gelegenheit haben, und keiner sie tadeln kann, dann...“ Prisca dachte insbesondere an ihren Bruder. Er wirkte charmant, leichtherzig, freundlich, wenn er vor anderen war. Aber wenn er mit Prisca alleine war, dann nannte er sie Pferdegesicht oder verdrehte ihr schmerzhaft den Arm, damit sie sich fügte. Oder verkaufte sie, um seine Spielschulden zu bezahlen. Prisca sollte deshalb nicht böse sein, es war sein recht und ihre Pflicht und ihr Mann schlug sie nicht oder verlangte allzu häufig nach ihrem Körper. Eigentlich nur das eine Mal. Das hätte wirklich viel schlimmer sein können. Aber trotzdem zeigte es ihr, dass ihr Bruder kein guter Mensch war. Nicht im fürsorglichen Sinne.
“Und du könntest nicht heiraten oder eine Familie gründen. Ich meine, falls es ein Mädchen gibt, oder wenn es mal eines geben wird, das du gern hast, dann…“ einen kurzen Augenblick schaute Prisca wieder hoch in seine Augen und einen Moment zu lange hinein, ehe sie verwirrt und beschämt den blick wieder senkte. Bestimmt gab es einige Mädchen, die ihn toll fanden. Prisca fand ihn sehr sympathisch bislang, und er hatte ihr noch keinen Grund gegeben, geringer von ihm zu denken. Auch wenn sie sich sehr bewusst war, dass er selbst dann nichts von ihr halten würde, wenn sie nicht verheiratet wäre. Zumindest nicht auf die Art. “Als Waise ist es sicher schwer, ein Vermögen dafür aufzubauen, und das verstehe ich. Aber jetzt hast du ja diese Arbeit, und… ich meine, vielleicht kannst du da ja etwas sparen? Und mein Mann hat jetzt ein Landgut erhalten, das wird sicher einen Verwalter benötigen, und wenn du deine Arbeit hier gut machst, wovon ich ausgehe, dann könnte er dich ja auch dort als Vilicus weiter beschäftigen. Er hätte dann sicher auch keine Einwände, falls du heiraten willst, dass auch deine Frau dort mit dir wohnt und… Du hättest also Möglichkeiten. Du müsstest nicht des Geldes und der Sicherheit wegen zur Legion.“