(07-01-2023, 09:24 AM)Aulus Balventius Scapula schrieb: Kurz vor der Mittagszeit hatte ich das Haus mit dem grimmig dreinschauenden Barbaren verlassen. Da mein Bruder sowieso meist zu Hause blieb, konnte ich mir auch seinen Custos ausleihen, damit es ihm auf die Dauer nicht zu langweilig wurde. Außerdem gab es heute auf Kosten des Stadtrates alles umsonst! Wein, Cervisia in Hülle und Fülle und natürlich etwas zu essen! Das würde selbst aus einem so wilden Barbaren, wie Madoc es zu sein schien, zu einem begeisterten Untertanen des Kaisers machen.
"Wir feiern heute das neunte Regierungsjubiläum des großen Vespasianus, unseres Kaisers." erklärte ich ihm, als wir bereits losgelaufen waren. "Aus diesem Grund gibt es heute alles umsonst! Verstehst du? Freibier! Also komm und schau nicht so verdrießlich!"
Mit großen Schritten lief ich in Richtung der Dorfkneipe, die ich ja inzwischen schon recht gut kannte. Schließlich war die Auswahl hier in Iscalis, also am Arsch der Welt, relativ begrenzt. Von weitem sah ich, dass sich schon lange Schlangen an der Essensausgabe, wie auch an der Getränkeausgabe gebildet hatten. Aber wozu hatte man einen Sklaven dabei!
"Geh und hol mir einen Becher Wein! Du kannst dir auch was mitbringen," meinte ich gnädig und hielt Ausschau nach einem freien Plätzchen an einem der Tische. Da die meisten Leute anstanden, hatte ich Glück und fand noch einen ganz jungfräulichen Tisch, an dem ich Platz nahm und auf den Barbaren wartete.
Die Nervensäge hatte es mal wieder auf mich abgesehen. Ehe ich mich hätte verdrücken können, hatte er mich am Morgen überrascht und mit großspurig erklärt, dass er heute meiner Dienste bedurfte. Ich hatte nicht viel dagegen einwenden können und hielt mich bereit, als Balventius Scapula sagte, er wolle jetzt aufbrechen.
Auf dem Weg zur Taberna nervte er mich mit einen Erklärungen, warum und weshalb heute ein Fest gefeiert wurde. Das interessierte mich nicht die Bohne! Scheiß auf den römischen Kaiser! Die Nervensäge war sowieso nur scharf darauf, umsonst so viel trinken und essen zu können, bis er sich übergeben musste!
Auf dem Platz vor der Taberna hatten sich schon etliche Leute eingefunden. Ein Togaträger hielt eine Rede. Aber ihm hörte sowieso keiner zu. Alle schauten sie nur, dass sie Getränke und Speisen ergatterten und natürlich auch einen Platz zum sitzen!
Der Balventius hatte relativ schnell noch einen freien Tisch gefunden und setzte sich. Mich schickte er los, um ihm einen Wein zu holen. Und weil er so schrecklich großzügig war, durfte ich auch mir ein Getränk genehmigen.
Also stellte ich mich bei der Getränkeschlange an und wartete. Vor mir, hinter mir und nebem mir schien es nur Römer zu geben. Ich kam mir ziemlich verloren vor. In einem Moment, wie diesem war ich um den Titulus um meinem Hals dankbar. Ich hatte den Anhänger, der an einem Lederband befestigt war, bekommen, als man mir gestattete, das Haus zu verlassen. Es war eine Art Hundemarke, die besagte, wem ich gehörte.
Irgendwann kam ich dann tatsächlich an die Reihe. Ein hübsches junges Mädchen mit einem Pferdeschanz stand am Ausschank. Ihrem Aussehen nach war sie wahrscheinlich eine Römerin.
"Salve! Einen Wein und ein Bier, bitte!" sagte ich.