Schon Morgens waren Opfer im Tempel dargebracht ,und die Straßen der Stadt mit Blumen geschmückt worden. Saturninus war als oberster Vertreter der städtischen Zivilverwaltung zusammen mit den beiden Iscalischen Bürgermeistern auf eine Art Plattform getreten, die die Stadtsklaven aus Holz als Provisorium errichtet hatten. Alle drei trugen sie Togen mit dem Purpurstreifen des Honoratiors. Heute war es an Saturninus, eine weitere Ansprache zu Ehren Vespasianus zu halten. Er war froh, dass es nicht zu Ehren Vitellius war, der seine Eltern in den Tod getrieben hatte. Vespasianus selbst hatte durch Vitellius Verwandte verloren, und dass man diesem Mann den Hals in eine Gabel gesteckt und ihn zu Tode gepeitscht hatte, war eine harte Strafe, die Saturninus inneren Beifall fand. Später würde er die steife Amtstoga ablegen, einen wollenen Mantel anziehen und bei seiner Frau Serena Platz nehmen.*
Nachdem die beiden Bürgermeister jede eine Rede gehalten hatten, gaben sie das Wort an Saturninus:
"Bürger Roms! Bürger von Iscalis und Einwohner der Stadt!
Genau heute vor neun Jahren ist es geschehen, dass unser Caesar Augustus Vespasianus seine Regierung antrat, ein fürchterliches Jahr des Bruderkriegs beendete und die hinter uns liegenden Jahre des Friedens, der Stabilität und des allgemeinen Wohlstands eingeläutet hat.
Die Städte unseres Reiches und so auch Iscalis erfreuen sich dieses Römischen Friedens, der Pax Romana, der durch die weise Administration unseres Statthalters in Londinium aufrecht erhalten wird:
Was bedeutet das? Bauern können ruhig säen und ernten, Händler ohne Angst ihre Geschäfte bis in die fernen östlichen Provinzen tätigen, Wirte ihre Tabernen betreiben, Reisende auf guten römischen Straßen in Windeseile vorwärts kommen, Kläger und Verklagte auf das gute römische Recht vertrauen, Frauen sich verheiraten und Familien ihre Kinder ohne Furcht vor Piratenüberfällen und Willkür großziehen.
Weshalb das alles? Weil Rom seine huldreiche Herrschaft über Britannien ausübt und über diesen Frieden zugleich mit Adleraugen wacht!
Gedenken wir also heute dem großen Vespasian Caesar Augustus, unserem geliebten Kaiser in Rom! Lassen wir ihn hochleben!
Und bedanken wir uns bei der Stadtverwaltung von Iscais, die uns heute zu dieser fröhlichen Feier von freiem Wein, Freibier und den leckersten Speisen einlädt!
Ein Applaus für Bürger Octavius Commodus und seine Frau Fabata, die heute im Auftrag der Stadtverwaltung dieses Fest vorbereitet haben!
Möge uns dieser gemeinsame Freudentag weiterhin in Frieden und guter Nachbarschaft vereinen.
Prosit und Sláinte!"
Nur wenigen fiel vermutlich auf, dass der Princeps Officii die Legion nicht erwähnt hatte. Er stieg vom Podest, ließ sich die Toga abnehmen und zog seinen bequemen Wollmantel an. Dann eilte er zu den Tischen der Honoratioren.
Sim off: *Am 1. Juli sind sie schon verheiratet