(05-29-2023, 09:38 AM)Marcus Sabinius Merula schrieb: Glücklicherweise kam nun keine Beileidsbekundung, wie es sonst der übliche Fall an dieser Stelle war. Das machte Balventius wirklich sympathisch. Anscheinend hatte auch er davon geträumt, eines Tages Soldat zu werden. doch auch ihm hatte die Gesundheit ein Schnippchen geschlagen.
"Nun, dann sei es so!" verkündigte ich, als Balventius Scapula meine Einladung dankend angenommen hatte und mir meine Frau auch keinen Hinderungsgrund dafür nennen konnte. "Dann bis morgen, zur neunten Stunde!"
Ich machte Anstalten, mich zu erheben, denn meine Frau und ich hatten ja noch einiges zu erledigen. Die beiden Sklaven waren sofort zur Stelle und halfen mir. Lächelnd wandte ich mich an unsere nette und neuentdeckte Bekanntschaft. Dann viel mein Blick kurzzeitig auf dessen begleitenden Sklaven. Zweifelsohne ein britannischer Barbar, dem man die Haare und den Bartwuchs noch nicht gestutzt hatte. Die Verachtung, die ich in seinen Augen entdeckte, hatte ich bereits schon einmal gesehen. Ja, der Mann kam mir bekannt vor. In meinen Alpträumen sah ich immer wieder diese Visage vor mir. Hassverzerrt und irre schreiend, wie er sich auf mich stürzt... damals, vor über einem Jahr!
Jegliche Farbe verschwand aus meinem Gesicht, als ich den Kerl plötzlich vor mir sah! Warum hatte man den Kerl nicht ans nächste Kreuz geschlagen, so wie er es verdient gehabt hätte!
Ich merkte, wie mir diese Begegnung die Füße unter dem Boden wegziehen wollten. Ich strauchelte und glücklicherweise waren meine Sklaven zur Stelle, die mich auffingen. "Es geht mir gut!" sagte ich leise zur Beruhigung aller. "Es geht mit gut!"
Das hatte die Nervensäge ja prima hinbekommen! Hatte sich bei den beiden eingeschleimt und war zum Essen eingeladen worden. So einfach ging das also! Zum Glück beschlossen die Römer, hier nicht noch Wurzeln zu schlagen und so erhob sich der eine, der von seinen Sklaven gestützt werden musste. Als ich in seinen Blickwinkel geraten war, geschah etwas mit ihm. Er wurde ganz bleich und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Aber seine Sklaven schafften es gerade noch, ihn auf den Beinen zu halten.
Als ich nun sein Gesicht gesehen hatte, erinnerte ich mich auch wieder! Er war es! Er, dem ich damals gegenüber getreten war und dessen Pferd dann gescheut hatte. Es war mit eine Genugtuung, ihn nun so zu sehen. Was ihn wahrscheinlich noch mehr fuchste, war die Tatsache, dass ich immer noch lebte.
Es ging ihm gut, ließ der ehemalige Soldat alle wissen, dann verschwand er mit seiner Frau und den beiden Sklaven.
Ich hatte ihm noch eine Weile nachgesehen, bis die Nervensäge seinen Senf dazu geben musste.Ich machte nur ein verächtliches Gerräusch, dann folgte ich ihm. Aber er kam nicht weit, denn er stieß mit einem Jungen zusammen, den er offenbar auch schon kannte.