RE: [Die Marschen von Sabrina] Unser neues Heim
Ich verstand nur zu gut, weshalb die Leute in der Umgebung Stella für eine Elfe hielten, als sie auf mich zukam, in Blau gewandet und mit einem Gänseblümchenkranz auf ihrem Haupt. Mein Albenmädchen! Ich trug meinen Mantel, aber heute war es, dass ich das Ehrengewand des römischen Bürgers, die Toga, vermisste. Auf unsere Flucht hatte ich keine mitgenommen. Es war auch das erste Mal seit langem, dass ich daran gedacht hatte, eine Toga anzulegen.
Feierlich sprach meine Fridila mich an. Gaius Furius Dives sollte Quiwon heißen, das war ein stattlicher römischer Name. Ich versprach mir in diesem Moment, dass Quiwon alle Chancen im Leben haben sollten, die ihm zustanden, auch wenn er nicht in einer anerkannten Ehe geboren worden war.
Es schnitt mir ins Herz, als Stella so demütig unser Kind zu meinen Füßen niederlegte. Mein Quiwon, er sollte auf meinem Arm, auf meinem Rücken oder bei seiner Mama sein, nicht auf dem Boden. Bei den Chatten kannte man solch ein Ritual nicht. Aber gerade waren wir Römer. Ich blieb stehen, wie man es von mir als strengen Pater Familias erwartete, doch meine Augen sprachen eine andere Sprache: Fridila! Quiwon! In Wirklichkeit war ich es, der zu euren Füßen lag....
Ich beugte mich hinab und stützte das kleine Köpfchen, bevor ich unser Söhnchen hochhob, obwohl man ihn fein gewickelt hatte. Und Quiwon? Er war ein Säugling, der selten weinte. Auch jetzt weinte er nicht, wie es die meisten kleinen Kinder bei der Namensgebungszeremonie taten, wenn man sie den Armen der Mutter oder Amme entzog. Ich wusste, dass das nicht sein konnte, doch mir schien es, dass er mir einen herausfordernden Blick schenkte: Jetzt Papa, mach mal. Beinahe hätte ich zurückgelächelt.
Ich nahm Quiwon auf meinen Arm.
"Gaius Furius Dives, ich Publius Gabinius Secundus, erkenne dich als meinen Sohn an. Ich werde Dich lieben und beschützen, solange ich Kraft und Atem habe. Desweiteren sollst du Sonnmar heißen, nach meinem Vater, der ein guter Mann ist und ein tapferer Soldat in Roms Diensten war. Und Quiwon, der Name, der dir bei Gelegenheit gegeben wurde"
Ich ging zu Stella hin und küsste sie auf die Wange: "Soviele Namen für solch einen kleinen Kerl", murmelte ich: "Möge er jeden einzelnen mit Ehre tragen. Wie schön du dich gekleidet hast, meine Fridila"
Nun sollte Quiwon noch seine Bulla bekommen, das Medaillon des freigeborenen römischen Kindes. Diese war aus Hasenleder, das ich so lange gegerbt hatte, bis es ganz dünn, fein und hell geworden war. Daraus hatte ich einen Kreis geschnitten, an dessen Rand Löcher hineingestanzt und einen ebenso weichen Lederfaden durchgezogen. Bei jedem Stich mit der Knochennadel hatte ich Skaldenzauber verwebt, soweit ich es vermochte, in dem ich jeweils einen anderen guten Gott angerufen hatte. Darin gab es einige Dinge, die ein Geheimnis waren:
" Dies ist die Bulla von Quiwon", sagte ich: "Bis er eine bekommt, die dem Stand seiner Mutter angemessener ist. Einmal habe ich dich gefragt, meine Stella, ob du dir ein Leben in Armut einrichten kannst? Unser Sabrina- Leben. Ohne Gold und Geschmeide, dafür mit Gänseblümchenkränzen und dem, was ich säen, sammeln, jagen und fischen kann"
Ich küsste Stella zärtlich. Ich selbst konnte mir kein besseres Leben vorstellen. Immer noch war das Glück so groß, wenn ich morgens erwachte und mein Blick auf meine kleine Familie fiel.
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