RE: Atrium | Ein neuer Vilicus im Haus
Erst entließ Merula die Sklaven, dann seine Mutter. Prisca mochte es nicht, so lange stehen zu bleiben, so exponiert im Raum, aber was sollte sie machen? Wäre sie mutiger, wäre sie wohl auch einfach gegangen. Ihre Freundin Albata aus Londinium hätte das ganz sicher gemacht. Wahlweise mit einem Luftkuss zum Abschied. Aber Prisca traute sich nicht und wartete also.
Und schließlich ließ ihr Mann sie auch allein, ganz demonstrativ auf den Vilicus verweisend, mit dem sie sich besprechen sollte. Und er rief nach Nysa, was in Prisca einige Alarmglocken aufschreien ließ. Sie schaute einen langen Moment zu der Sklavin und ihrem gehenden Mann, und ihr Herz klopfte etwas erschreckt. Sie hoffte wirklich, dass Nysa ihr sagen würde, wenn Merula sie noch einmal in sein Bett befehlen wollte, und dass sie sich an Priscas Verbot, das zu tun, hielt.
Aber erst einmal war da der neue Vilicus, mit dem sie sich jetzt wohl unterhalten musste. Mühsam riss sie ihren Blick von ihrem Mann und ihrer Sklavin los und wandte sich dem jungen Mann zu. Jetzt stand er näher, so dass sie ihn besser ansehen konnte, und weil niemand rundherum war, traute sie sich auch, das zu tun. Er war ziemlich gutaussehend, fand sie. Hoch gewachsen, gut gebaut, ohne übertrieben zu wirken. Sicher war er ein Mädchenschwarm. Wenn sie nur wüsste, woher sie ihn kante! Das war zum verrückt werden!
“Salve“, brachte sie schließlich heraus und versuchte ein kleines Lächeln, das hoffentlich nicht aufdringlich war. “Mein Mann meinte zwar, wir sollten einiges besprechen, allerdings weiß ich gar nicht, was genau. Das meiste hat bislang meine Schwiegermutter gemacht und ich bin auch erst seit ein paar Wochen mit ihm verheiratet….“
Sie knetete kurz ihre Hände, ehe sie sich dann doch traute. “Aber sag, kennen wir uns vielleicht? Ich bin die Tochter von Marcus Accius Priscus. Mein Vater ist letztes Jahr verstorben. Wir wohnten in Londinium, in der Schustergasse, etwas südlich vom Schrein des Mercurius. Schräg gegenüber war ein gelbes Haus mit einem riesigen Medusenhaupt an einer Wandseite…?“ Sofern er diese Ecke von Londinium kannte, würde er sicher wissen, welches Haus Prisca meinte. Dieses Haus konnte man nicht übersehen mit seiner riesigen Medusa mit ihren zweiundvierzig Schlangen (ja, Prisca hatte sie gezählt). “Vielleicht kennst du ihn ja, oder einen seiner guten Freunde? Decimus Neratius Aprilis oder Lucius Norbanus Porcus vielleicht?“ Prisca versuchte wirklich herauszufinden, woher sie den jungen Mann kennen könnte. Er kam ihr so vertraut vor!
Vormund (Tutor): Aulus Carisius Primus (NSC)
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