RE: Privater Aufenthaltsraum
Philus hätte wetten können, dass sein Bruder es nicht geschätzt hätte, wenn Fremde einen neuen Sklaven in dessen Privatraum geführt hätten, statt im Atrium oder der Vorhalle zu warten.
Hier lagen diverse Schriftvollen und Wachstafeln kreuz und quer verteilt, eher halbherzig geordnet oder aufgestapelt. Offenbar versuchte jemand, hier eine Ordnung zu schaffen, die es noch nicht gab. Zu viel hatte sich in der Vergangenheit angehäuft und der Tod seines Bruders hatte es dem neuen Hausherrn nicht eben einfacher gemacht, dessen zahlreiche Geschäftsinteressen zu durchschauen. Philus mochte ein schlauer Kerl sein, zu so etwas jedoch war er nicht ausgebildet. Er wusste, dass dies alles Geld einbrachte. Doch was woher kam, das wusste er noch nicht. Und das war ärgerlich.
Als der Jüngling das Zimmer vom hinteren Garten aus betrat, trug er einen einfachen Lendenwickel und war verschwitzt, nachdem er sich körperlich betätigt hatte, um den Frust der elenden Plackerei wegzudenken. Überrascht schautte er Astérios an, dann den Zugang. Offenbar hatten sie den Sklaven schneller geliefert als er gedacht hatte. Und die übrigen Hausdiener mussten ihn eben bezahlt haben, sonst stünde er wohl nicht allein.
"Salve", grüßte er knapp und merkte, dass es ihm unangenehm war, derart überrascht zu werden. Er griff sich ein Handtuch und fuhr sich damit über das Gesicht, bevor er seine Tunika ankleidete. "Du bist früher hier, als ich erwartet hatte. Es ist ziemlich unordentlich. Ich nehm an, das wird auch noch eine Weile so bleiben." Er zuckte mit den Schultern, ließ sich auf eine der Klinen fallen und trank von dem dort stehenden Wein, ehe er achtlos dem Sklaven die andere Kline zum Sitzen anbot.
"Setz dich. Oder... steh. Keine Ahnung, ich hatte noch nie einen eigenen Leibwächter. Musst du auch bedrohlich hinter mir stehen, wenn ich allein bin? Hm... Ich schätze, ich sollte dir mal dein Schlafzimmer zeigen..."
Er war ein wenig verlegen, aufgrund seiner mangelnden Erfahrung. Gleichzeitig ärgerte es ihn auch, denn er wollte vor einem Sklaven nicht den Eindruck machen, er habe nicht alles im Griff.
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