RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro
Die Procura war sehr ausführlich. Die Schrift war ziemlich klein, und der Schreiber brauchte eine ganze Weile, bis er alles durchgelesen hatte:
"Von Rechtsgeschäften steht da... ah doch", wenn der nette Grieche ein Maiordomus war, kaufte er bestimmt auch im Namen seines Dominus Personal: "Hast du denn schon einmal in Stellvertretung für deinen Herren einen Eid geleistet? Da dein Herr römischer Bürger ist, ist er übrigens von der Eintragungsgebühr befreit. Auf die Honoratiorenliste möchte der ehrenwerte Plautius Seneca auch eingetragen werden?"
Der Plautier hatte sich schon offensichtlich aus dem tätigen Leben zurückgezogen. Sonst würde er keinen Sklaven hierher schicken. Während sein Leumund tadellos war, war sein Verdienst um die Stadt noch zu klären. Jetzt hatten auch die anderen Kandidaten noch nicht wirklich etwas für Iscalis getan. Doch sie waren noch jung. Plautius Seneca war schon alt. Wenn man Pech hatte, war er zum Sterben hergekommen und als Honoratior würde ihm ein Staatsbegräbnis zustehen. Aber vielleicht war der alte Herr geistig voller Saft und Kraft, auch wenn die morschen Knochen nicht mehr wollten:
"Hat dein Dominus denn bereits Pläne geäußert, was er als Honoratior für unsere schöne Stadt zu tun gedenkt?", fragte er.
Das Standesgeld schien kein größeres Problem darzustellen. Das hörte man doch gerne. Iscalis war zwar durch die Minen keinesfalls chronisch klamm, aber je mehr Einwohner es hatte, desto mehr stiegen die Ausgaben:
"Wechsel? Schuldverschreibung? Selbst Caesar Augustus Vespasianus - die unsterblichen Götter mögen ihn beschützen und viele Jahre der Regierung schenken - hat ein einziges Motto: BARGELD LACHT. Iscalis ist doch nicht Rom, guter Maiordomus. Hier gibt es so gut wie kein Räubergesindel. Mit ein wenig tatkräftiger Begleitung wirst du unbeschadet vom Marsfeld bis hierher die Summe transportieren können"
Der Schreiber lächelte freundlich. Er nahm an, dass Plautius Seneca im großen Präsidentenhaus des Plautius Montanus lebte. Bestimmt stände dem tüchtigen Griechen eine ganze Eskorte aus strammen Leibwächtern zur Verfügung, wenn er seinen Dominus darum bat.
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