"Die Meisten der Familia Caesaris sind in Rom und ansonsten in allen Teilen des Imperiums. Wo der Kaiser sie eben haben will", erwiderte Pytheas:
"Aha, da kommst du aus einem Land, in dem Rom nicht herrscht, Louarn? Obwohl ich gehört habe, dass mehrere römische Delegationen hingereist sind, um zu sehen, ob sich eine Eroberung lohnt. Unser Caesar Augustus hat freilich genügend andere militärische Erfolge"
Pytheas war sich sicher, dass wenn die Römer Hibernia haben wollten, sie es auch auch haben konnten. Er zweifelte nicht an der Macht Roms. Sie war eine unumstößliche Realität, die ihn immer in ihrer Gewalt gehabt hatte. Nur einmal hatte er davon geträumt,
mit Atreus ein Schiff zu besteigen und ganz weit weg zu fahren, bis dorthin, wo das Meer gerann wie Milch.
Seine Frage nach den Sumpfbewohnern brachte Louarn dagegen zum Lachen. Pytheas sah überrascht auf, als der große Krieger so herzhaft lachte. Dann grinste er aber auch.
"Du meinst Dryaden oder Nymphen oder so etwas?", fragte er nach und sah beide Kelten forschend an: Sie schienen an solche Wesen aufrichtig zu glauben. Pytheas kritisierte das nicht, er hatte oft erlebt, wie seine Patienten durch solche Vorstellungen schneller und besser genasen. Vermutlich brauchte jeder Mensch einen Strohhalm, an den er sich klammern konnte. Und wenn es kleine Wesen im Sumpf waren. Er selbst hielt alles Überirdische für bloße Konstrukte des menschlichen Geistes:
"Gut, dass Du jenes kleine Volk erwähnt hast. Ich würde in meine Empfehlung über die Trockenlegung des Iscafluss schreiben, dass man ihnen großzügig opfern und rituell bitten soll, ihren Wohnsitz zu verlassen. Niemand möchte Unglück auf sich ziehen", sagte er.
So kannte er Religion.
Ich gebe damit Du gibst, galt genauso für Götter und niedrige Gottheiten. Es war durchaus römisch, respektvoll mit ihnen umzugehen - ohne sich aber durch sie aufhalten zu lassen.
Die Erwähnung von Druiden jedoch elektrisierte den Medicus. Seine Augen leuchteten auf, und er beugte sich nach vorne. Er hatte bei verschiedenen griechischen Autoren und unter anderem bei seinem Namensvetter Pytheas gelesen, dass sie große Heilkundige waren. Zu gerne hätte er sich mit ihnen ausgetauscht:
"Habt ihr schon einmal wahrhaftige Druiden gesehen? Ich weiß, dass sie illegal sind, doch ich würde viel dafür geben, einmal einem persönlich zu begegnen! Ihr Wissen muss immens sein. Aber wahrscheinlich gibt es sie gar nicht mehr"