RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Niamh hatte die schlimmste Nach ihres Lebens erdulden müssen. Alles in ihrem Körper tat ihr weh. Jede kleinste Berührung führte dazu, dass sie vor Angst erzitterte. Bevor die drei Männer am Morgen danach weiterreiten wollten, hatten sie ihr ihre Fesseln erneuert. Corax hatte sie wieder mit auf sein Pferd genommen und hielt sie fest, damit sie während des Reitens nicht herunter fiel. Je mehr sie sich der Stadt näherten, umso größer wurde Niamhs Sorge, dass ihr Martyrium noch lange nicht vorbei sein würde. Nach allem, was sie über Erwan von Dierna erfahren hatte, fürchtete sie dessen Zorn noch mehr. Sie hatte all seine Pläne durchkreuzt und dafür gesorgt, dass er viel Mühe und Kosten auf sich nehmen musste, um sie zu sich zurückzuholen.
Im Haus des Tuchhändlers angekommen, ließ Corax die junge Frau von seinem Pferd herunter. An Händen und Füßen gefesselt, hatte sich Niamh kaum bewegen können. Corax und die anderen beiden Männer übergaben ihre Pferde ein paar anderen Sklaven, die dafür sorgen sollten, dass sie wieder an den Mietstall zurückgegeben wurden. Der Custos indes legte sich die Hibernierin über seine Schulter, als wäre sie ein lebloser Teppich und trug sie ins Haus hinein. Niamh hatte längst damit aufgehört, sich zu wehren, denn ihre Angst lähmte sie und ihre Kräfte waren längst geschwunden.
"Dominus, ich bringe dir zurück, was dir gehört," sprach Corax, als er seinem Herrn gegenüber trat. Er ließ Niamh von seiner Schulter herab und stellte sie auf ihre Füße. Große Furcht spiegelte sich in ihren Augen, als sie dem Tuchhändler wieder gegenüberstand. Der betrachtete sie kritisch. Nichts an ihr erinnerte noch an das römisch aussehende Mädchen, welches sie gewesen war, nachdem er sie von seiner Reise mit nach Iscalis gebracht hatte. Nun war sie völlig verdreckt und trug eine einfache wollene Tunika, wie sie üblicherweise von keltischen Frauen getragen wurde. Niamh hatte sich für ein anderes Leben entschieden: für das einer keltischen Hure. Corax und die anderen beiden Sklaven hatten ihrem Herrn natürlich von dem Treiben der Beltanenacht in Bridgets Forst berichtet. Sie waren dabei gewesen, als die jungen Leute dort regelrecht übereinander hergefallen waren und eine riesengroße Orgie um ein großes Feuer herum veranstaltet hatten.
Da Niamh inzwischen nicht mehr unberührt war, war sie für Erwans Zwecke wertlos geworden. Sie taugte höchstens noch dazu, einen guten Preis bei einem Sklavenhändler zu erzielen. Rothaarige Sklavinnen waren in Rom und besonders im Osten heiß begehrt. Die Lupanare des Reiches würden sich die Finger nach solch einer Sklavin lecken, dachte er sich. Da spielte es auch keine Rolle mehr, dass sie kaum Latein sprach. Eine Lupa musste nicht sprechen können. Sie musste über andere Qualitäten verfügen.
Abscheu spiegelte sich auf dem Gesicht des gallischen Händlers. Sie hatte ihn schwer enttäuscht! Aber was sollte man auch von einer Barbarin aus Hibernia erwarten! Er hatte große Lust, ihr ins Gesicht zu schlagen. Jedoch wusste er sich zu beherrschen, denn ein blaues Auge oder eine geschwollene Gesichtshälfte konnte den Preis deutlich mindern. "In den Keller mit ihr! Dort soll sie bleiben, bis ich einen Käufer für sie gefunden habe!" hörte sie ihn sagen.
Die Sklaven packten sie uns schleiften sie hinunter in einen düsteren Teil des Kellers, in dem kein Tageslicht eindringen konnte.
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