"Ach ja, du warst das", sagte Saturninus, der sich zwar an die Sklavenauktion erinnerte, aber nicht mehr an den Sklaven. Er war damals damit beschäftigt gewesen, Aglaia zu beeindrucken und Iulius Cato auszustechen. Er hatte Aglaia den Kaufpreis dann gesendet, wodurch Owain fast so etwas wie zu seinem Geschenk an die Hetäre wurde. Er überlegte:
"Bist du nicht unter dem Kranz verkauft worden?", das bedeutete, dass er als Kriegsgefangener galt:
"Nun ja, jetzt hat ein neues Leben für dich angefangen, und du wirst dein altes vergessen. Und deine Domina scheint ja zufrieden mit deinen Diensten zu sein", lobte er daher, um etwas Positives zu seinem Begleiter zu sagen:
"Du bist ein tüchtiger Schmied, nicht? ", er wurde ernster:
"Ich hoffe, du weißt zu schätzen, dass Rom dich am Leben ließ und dir die Gelegenheit gab, die Zivilisation anzunehmen. Andere Völker bringen ihre Gefangenen einfach um. Und ich hoffe sehr, dass du nicht undankbar bist und deine Träume von Rebellion weiter verfolgst", er seufzte etwas:
"Ich versuche alles, um ein gedeihliches Zusammenleben zu fördern. Du kannst mir glauben, dass ich Übergriffe wie die des Tribunen aufs Schärfste verurteile. Aber das gilt nur, wenn ihr Leute von Cheddar wirklich unschuldig seid. Sollte ich erfahren, dass es einen realen Grund gab, dass er bei euch war, bin ich der Erste, der dafür stimmt, dass das Dorf zuplaniert wird. Also Owain, noch hast du Zeit, mir die ganze Wahrheit zu gestehen. Fürchte dich nicht: Dir wird nichts geschehen. Ich übergebe dich deiner Herrin" Aglaia würde schon wissen, wie sie den Sklaven bestrafte, wenn er wirklich in irgendwelche Umtriebe verwickelt war.
Auf dem Weg kamen sie
gleich an der mit Blut geschriebenen Inschrift vorbei:
Vexillatio T. O. D
Jetzt sah Saturninus die Inschrift mit eigenen Augen. Eine Vexillation war eine militärische Abordnung für besondere Aufgaben, wobei es aber auch einfach um das Fällen von Bäumen eines Waldstücks gehen konnte. Er merkte sich die Initialien. Das O war durchgestrichen und bildete somit ein
Schwarzes Theta, ein Todessymbol. Das rief in Saturninus eine flüchtige Angst wach, als würde er sich an etwas Unangenehmes erinnern. Einen Moment lang starrte er die Schrift an. Und dann kam die Erinnerung von vor langer Zeit wieder. Rom. Die Domus Furia. Tote unter seinen Freunden und Bekannten.
Der Brief, der der ihn, Saturninus, gehindert hatte, den Weg zu den Ämtern zu begehen, die der Gens Furia zustanden:
Gleich was du tust, in Rom gibt es nichts für Dich
Der Grund, warum Tiberius Furius Saturninus überhaupt in der Provinz lebte.
Er schwieg, und dann ritten sie in Cheddar ein. Auf den ersten Blick wirkte es nicht sehr zerstört. Alle Häuser standen noch. Es gab keine Brandspuren. Auch das Meckern von Ziegen, und das Glucksen von Hühnern zeigten, dass die Tiere noch am Leben waren. Aber das Dorf war still, als wäre es ausgestorben. Kein Mensch war zu sehen.
"Versammle die Leute auf dem Dorfplatz. Sage ihnen, der Princeps Officii der Zivilverwaltung möchte zu ihnen sprechen", befahl Saturninus. Ganz richtig war das nicht, denn Saturninus war als Privatmann hier. Aber er wusste, dass sein Titel Eindruck machte, auch wenn er sich nicht mit dem Statthalter abgesprochen hatte.
"Und ich sehe in der Zwischenzeit nach Deirdre"
Deidre bewohnte das einzige Haus, das römisch aussah. Es war rechteckig, weiß getüncht und mit roten Ziegeln gedeckt. Auch hier war alles still.
Bevor er noch die Tür öffnen konnte, stürzte ihm seine eigene Sklavin Rhea entgegen, die Augen von Tränen gerötet.
"Deirdre?", fragte Saturninus, und sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
"Es ist alles gut, Herr. Ich habe sie unter Stroh versteckt, und niemand hat sie gefunden. Und mich selbst habe ich auch versteckt"
Die junge Frau zitterte und jetzt weinte sie.
"Ist euch wirklich nichts geschehen?"
"Nein. Das ist nur der Schreck. Sie haben wohl gedacht, dass wir alle bei Beltane sind"
"Ich schicke euch später die Villica und ein paar Sklaven. Sie soll euch abholen. Deirdre auch - wenn sie will. Bleibt vorläufig auf dem Landgut"
Deirdre hatte ihren eigenen Kopf. Wer wusste, ob sie ihr neues Heim verlassen wollte? Saturninus hätte es ihr befehlen können, aber das wollte er nicht. Er glaubte auch nicht, dass noch einmal akute Gefahr bestand.
Er besuchte seine Sklavin, und als er sich vergewissert hatte, dass auch sie gesund und unversehrt war, ritt er weiter zum Dorfplatz.
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