RE: Tablinum | Meine Frau, meine Mutter und ich - Oder: Wie der Hase läuft
Zwei oder drei Wochen war wirklich nicht viel Zeit. Aber Prisca konnte natürlich nachvollziehen, dass Merula auch nicht so lange warten wollte. Immerhin hatte er den Entschluss dazu schon vor ihrer Hochzeit gefasst und wollte nur sichergehen, dass er diese noch erlebte und nicht vorher starb. Dennoch war es irgendwie erschreckend, wenn es plötzlich real zu werden begann. Sie hoffte nur, dass er den Eingriff überleben würde, damit ihre Ehe nicht gleich in ihrer Witwenschaft mündete und sie ihrem Bruder zurückgegeben werden würde. Ja, es war ein egoistischer Grund, aber Prisca wollte wirklich lieber alles hier ertragen, als wieder ihrem Bruder so ausgeliefert zu sein, der sie wie einen lästigen Bettler behandelte.
Merulas frage aber überraschte sie und sie schaute fragend auf. “Ich hatte fünf Jahre lang mit den Kindern der Nachbarschaft Unterricht bei einem Lehrer, und dann noch einmal drei bei einem Paedagogus nur für mich. Aber der hat mit mir mehr griechische Philosophen gelesen oder musiziert.“ Naja, letzteres hatte er versucht, aber Prisca war nicht die beste Schülerin, was das anging. Ein bisschen was konnte sie auf einer Lyra zustande bringen, wie es sich für eine wohlerzogene Dame eben gehörte, aber auch nur bei einem sehr gnädigen Publikum, das schon ein bisschen schwerhörig war.
Sie war noch immer verwirrt, was Merula denn jetzt genau wissen wollte. Sie hatte nicht gedacht, dass jemand sie mal wirklich nach ihrer Bildung fragte. “Also ich kann Zahlen lesen und auch ein bisschen mit dem Abacus rechnen. Aber wieso fragst du?“
Vormund (Tutor): Aulus Carisius Primus (NSC)
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