RE: Tablinum | Meine Frau, meine Mutter und ich - Oder: Wie der Hase läuft
“Ja, das klingt sehr gut, danke“, nahm Prisca gerne etwas von dem Birnensaft an. Sie mochte süße Dinge, auch wenn die nie dazu führten, dass sie einmal sowas wie weibliche Rundungen bekommen würde. Und Miriam mahnte auch immer rasch, dass sie nicht zu viel nehmen sollte, damit ihre Zähne nicht braun würden und es gierig aussehen könnte. Aber im Moment genoss sie es einfach und nahm den Becher von einem der Sklaven mit einem dankbaren Lächeln entgegen, um daran zu nippen.
Die Anrede von Naevia Calida als Tochter machte sie ein wenig nervös. Soweit sie es wusste, hatte sie sine manu geheiratet, war also nicht in der Gewalt ihres Mannes und seiner Familie, sondern weiterhin der ihres Bruders. Es war nicht so, als ob sie das so unbedingt wollte oder darauf bestanden hätte oder so etwas, aber es bewirkte, dass sie sich bei der Anrede etwas seltsam fühlte und kurz etwas unruhig auf ihrem Platz hin und herrutschte. “Danke, Naevia Calida. Ich denke, so langsam finde ich mich zurecht“, meinte sie also schüchtern auf die frage, ob sie sich eingelebt hatte. Sie bemühte sich zumindest sehr, sich einzuleben und sich alles zu merken.
Aber natürlich hatte diese Versammlung hier einen ernsten Hintergrund, und ihr Mann eröffnete ihr auch gleich, was er wollte. Regeln, die sie befolgen sollte. Natürlich war er der Hausherr und damit die oberste Instanz hier, und natürlich würde sie sich ihm beugen, nicht nur, weil er ihr Ehemann war, sondern weil das sein Haus war. Trotzdem hoffte sie gerade inständig, dass er jetzt nicht vor seiner Mutter seine Enttäuschung darüber kundtun würde, dass sie sich nicht vor ihm ausziehen wollte.
Aber es ging um sehr viel profanere Dinge, zum Glück. Naevia Calida fing an, zu erzählen, was alles über kurz oder lang von ihr erwartet würde. Natürlich wusste Prisca, was die Erwartung an eine Matrona war, aber da Naevia Calida hier war, hatte sie angenommen, dass die Mutter von Merula diese Aufgabe weiterhin innehatte, und natürlich fehlte Prisca der Mut und die Erfahrung, ihr diese Position streitig zu machen.
Und so war sie jetzt auch etwas unschlüssig, was genau sich denn jetzt ändern sollte. Und was von ihr erwartet wurde. “Aber du bleibst hier?“ vergewisserte sich Prisca noch einmal, da sie ja wusste, dass Naevia Calida nur hier ins Haus gezogen war, um sich um ihren Sohn zu kümmern. Gerade klang es fast so, als wollte sie wieder gehen. Nicht, dass Prisca etwas dagegen gehabt hätte, denn zwei Legaten für eine Legion war einer zuviel, wie man so schön sagte. Aber sie war sich sehr unsicher, was das zu bedeuten hatte und was jetzt genau sich ändern sollte.
Vormund (Tutor): Aulus Carisius Primus (NSC)
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