Ich sah vom Brief meiner Schwester auf, als Prisca erschien.
"Ah Prisca! Bitte seitz dich doch. Mochtest du etwas trinken? Verdünnten Birnensaft, vielleicht?" Ich gab dem Sklaven im Hintergrund ein Zeichen, den Becher meiner Frau mit dem Getränk ihrer Wahl zu füllen. Ich wartete noch einen Moment und begann dann mit meiner Rede. Womit sollte ich eigentlich anfangen?
"Nun, nachdem alle Feierlichkeiten abgeschlossen sind, mussen wir unseren Fokus auf den Alltag richten," begann ich nichtssagend und richtete meinen Blick auf die beiden Damen des Hauses.
|Naevia Calida
Calida stellte ihren Becher ab, an dem sie gerade genippt hatte.
"Salve, meine Tochter!" begrüßte sie ihre Schwiegertochter freundlich.
"Ich hoffe, du konntest dich bereits ein wenig einleben." Von den Sklaven hatte sie einige Mosaikstückchen aus deren Gesprächen aufschnappen können, die sich um die Ereignisse der Hochzeitsnacht gedreht hatten. Offenbar war diese sehr suboptimal verlaufen. Auch von ihrem Sohn hatte sie nicht viel erfahren, da er sich darüber in Schweigen gehüllt hatte.
"Das bedeutet, du wirst nun nach und nach die Aufgaben der Hausherrin übernehmen, die bisher von meiner Mutter erledigt wurden. Außerdem möchte ich dich mit einigen Regeln vertraut machen, die in diesem Haus gelten." Zweifellos erwartete ich, dass sie sich auch an diese Regeln hielt. Doch zunächst sollte Prisca erfahren, was in Zukunft auf sie zukam. Da meine Mutter darüber am besten Auskunft geben konnte, überließ ich ihr das Wort.
Calida wandte sich dann auch sofort ihrer Schwigertochter zu.
"Mein liebes Kind, wie du dir vorstellen kannst, gehört einiges dazu, ein Haus wie dieses zu führen. Das beginnt damit, dass die täglichen Abläufe erledigt werden. Die Einteilung der Sklaven, ein Auge für die Dinge zu haben, die erledigt werden müssen, was die Köchin zum Beispiel kochen soll, welche Dinge angeschaft werden müssen." Calida zählte noch einige weitere Punkte auf, sie den Berg der Aufgaben immer höher wachsen ließ.
"Aber am Anfang kannst du ganz gewiss auf meine Unterstützung hoffen. Nach und nach werde ich dann die Aufgaben an dich abtreten. Wobei ich vorerst die Einteilung der Sklaven fortführen möchte, bis du sie alle kennengelernt hast." Wer die Sklaven einteilte, der erfuhr auch zumeist, was die Unfreien beschäftigte und welche Gerüchte im Haus umgingen. Darauf wollte sie keinesfalls verzichten.