Leon, der Ianitor , schaute immer zu über die Schulter ins Haus. Die beiden keltischen Köchinnen Sabi und Seang stritten. Und da sie Angestellte und keine Sklavinnen waren, taten sie das lautstark und in ihrer Muttersprache. Leons Herr hatte einmal gesagt, dass die Sprache der Kelten ihn an Vogelrufe erinnerte. Doch die beiden Köchinnen waren sehr weit von Vogelrufen entfernt. Eigentlich klang es mehr wie das Geschrei von zwei Harpyen:
" Das ist Unsinn, Sabi, ich glaube kein Wort! Du fällst auf jedes Gerücht rein wie ein einfältiges Huhn! Weshalb sollten die Römer gegen Cheddar vorgehen? Iscalis ist eine befriedete Stadt! Und du sagst, sie haben alles mitgenommen, was nicht niet und nagelfest war?
"Man redet doch in der ganzen Stadt davon! Als die Jüngeren von der Beltanefeier zurückgekehrt sind, fanden sie Cheddar ausgeplündert vor! Alle sind am Leben, aber einige der Frauen wurden vergewaltigt! Und als ob das nicht schlimm genug war, geschah es in der Nacht, die von den Göttern gesegnet wird! Das war ein Frevel, sage ich dir! Aber dass willst du nicht hören! Hast Angst davor, dass römische Geld zu verlieren, dass du nach Hause zu deinem Mann bringst!"
"Ich habe vor nichts Angst! Du kriegst gleich.... es hat an der Tür geklopft"
Der letzte Satz kam auf Latein, welches die Iscalerinnen leidlich gut sprachen.
Beide Frauen unterbrachen ihr Streitgespräch, als Leon öffnete. Den ersten Moment war er irritiert, aber sein gutes Türstehergedächtnis ließ ihn nicht in Stich:
" Domina Liciana Aglaia - Salve!", sagte er: "Du möchtest zu unnserem Herren? Du stehst heute jedoch nicht auf der Besucherliste...."
Sabi mischte sich ein: "Sag mal du großer tumber Spartaner, hast du keine Augen im Kopf? Das Fräulein ist doch völlig am Ende! Bist du unter die Räuber gefallen, Liebes? Komm doch erst mal ins Haus.
Du brauchst einen Becher Posca. Oder nein. Was Stärkeres. Wein! Ist das dein Diener?",
sie lächelte Owain kurz zu und sagte dann zu Aglaia:
"Ich kenne dich von der Cena, stimmts? Du hast das scharfe Zicklein gelobt. Ich mags gerne, wenn man meine Kochkunst lobt", sie zwinkerte Aglaia zu:
"Bringe das Fräulein doch im Biclinium unter. Da kann es sich ausruhen. Der Herr hat sich ein wenig hingelegt, aber ich sage Spiros Bescheid, dass er ihn weckt"
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