RE: Haustür (Ianua)
Eigentlich wollte ich nur noch nach Hause und baden. Ich wollte baden, bis jede Erinnerung weggewaschen und ich erneuert wäre, und wenn ich drei Tage lang im Wasser dafür sitzen musste. Ich wollte mir Balsam auf meine Lippe schmieren und mich unter meiner Bettdecke verkriechen und mir von meiner Mutter übers Haar streichen lassen, wie sie es manchmal gemacht hatte, als ich ein Kind gewesen war. All das wollte ich mehr als alles andere.
Und doch ließ ich Owain zur Villa Furia reiten und nicht zu uns nach Hause. Ich brauchte Hilfe und Schutz, so viel war mir klar, und ich brauchte sie gleich. Es konnte nicht warten. Und im Moment waren die Zeichen dessen, was geschehen war, noch so sichtbar als Beweise an meinem Körper, dass Furius Saturninus sie nicht übersehen könnte. Wenn er der Mann war, für den ich ihn hielt, würde er mir zumindest zuhören. Ob er etwas machen konnte und auch würde, das stand auf einem anderen Blatt. Aber er würde mir zuhören. Und das war mehr, als ich von den meisten anderen Römern erwarten konnte, auch von meinen Kunden.
Owain lenkte also das Maultier zur Villa Furia und half mir dann, unfallfrei herunterzurutschen. Schuhe hatte ich immer noch keine, meine Haare waren zerzaust, meine Augen noch immer glasig und gerötet, meine Lippe blutig und mein Kleid hatte sich schonmal besser an meinen Körper geschmiegt. Definitiv sah ich anders aus als beim letzten Mal, als ich vor der Tür stand.
Ich wollte nicht lange vor dem Haus herumlungern, und so ging ich zur Tür und klopfte kräftig mit der flachen Hand gegen das Holz der Tür. “Bitte sei da, bitte sei da, bitte sei da“, betete ich leise vor mich hin und drehte mich einmal auch zu Owain um. Ich wollte nicht, dass er außer Sicht war. Nicht heute.
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