RE: Haustür (Ianua)
Ich sah einen Mann, der sich Sorgen um ein ausstehendes Familienmitglied machte, an der Haustür. Da sprach ihn Stella auch schon mit "Cousin Tiberius" an. Ich konnte nicht verhehlen, dass mich ein kurzes Gefühl von Freude überkam: Ich hatte in dem Wartenden nämlich den Ehemann von Furia Stella vermutet.
Aber er war nur ein Verwandter, das war sehr gut.
Ich schaute auf Stellas dunklen Scheitel. Sie hatte die Arme um meinen Hals geschlungen. Sie war mir eine süße, eine leichte Last auf dem Weg gewesen, doch wir hatten alles getan, um die Situation völlig unverfänglich zu lassen. Man brachte keine Schande über eine Frau, die man...ja was eigentlich. In die ich begann, mich zu verlieben. Bei der ich das Gefühl hatte, dass ich sie schon einmal gekannt hatte in einem früheren Leben.
Ich sehnte mich gerade nach der Gegenwart meiner Schwester. Sie war ein kluges Mädchen, sie würde mir bestimmt den Kopf zurechtrücken: Eine Furia? Warum nicht gleich des Kaisers Tochter? Aber des Kaisers Tochter war mir egal. Stella war es, die mir auf dem Markt sofort aufgefallen war, ihre blauen Augen, ihr mitternachtsschwarzes Haar. ...
Jetzt beruhigte ich erst einmal den besorgten Cousin, ohne mich jedoch selbst Stellas Retter zu nennen.
Ich wollte vermeiden, dass er dachte, dass ich auf eine Belohnung aus wäre. Damit hätte er mich beleidigt. Auch wenn wir unter Römern eine plebejische Familie waren, gehörten wir unter dem germanischen Volk der Chatten zu einer angesehenen Sippe von Skalden, Dichtern und Sängern. Mein Großvater war der Hüter der Heiligen Pferde, Wodans Herde. Aber das einem Römer zu erklären, würde zu weit gehen:
"Salve. Ich bin Publius Gabinius Secundus, wie Furia sagt. Es besteht jetzt keine Gefahr mehr für sie, doch deine Cousine ist gestürzt und hat sich den Kopf gestoßen. Daher habe ich sie nach Hause gebracht. Sie muss ausruhen. Wohin kann ich sie tragen?"
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