Fridila sollte sich schonen. Das war schwer in einem Frühling, der doppelt und dreifache Arbeit brachte. Aber wir schafften es, und dann kamen die süßen fetten Wachteln, der würzige Bärlauch, die jungen Hasen. Wir nahmen, was wir brauchten, nicht mehr. Jedoch je weiter Fridilas Schwangerschaft gedieh, desto mehr nötige Dinge wollte ich für das Kind anfertigen.
Bäume waren Heiligtum für die germanischen Götter selbst, denn die Chatten verehrten sie nicht in Hallen aus Stein. Ja, die ersten Menschen wurden aus Esche und Ulme geschaffen. Ich schwankte zwischen einer
betula, einer Birke, aus der man traditionell die Wiegen schnitzte oder noch härterem Holz, eine
hagebucha, als ich mich dran machte, eine Wiege, eine
wigelin anzufertigen.
Die Hagebuche war schwer und hart und von grauer Farbe. Im Gegensatz zu anderen Hölzern durfte man sie nicht zu sehr trocknen lassen, weil sie sich dann nicht mehr spalten ließ. Eisenholz nannten wir ihr Holz deswegen. Ich dachte daran, dass unser Kind eine eiserne Konstitution brauchen würde. Es würde nicht in einer Villa umgeben von Kindermädchen aufwachsen, sondern hier in der Wildnis. Daher schien mir Eisenholz eine gute Wahl.
Im Chattenland wuchsen Hagebuchen in Gruppen, und die Männer schlugen sie mit Äxten, um Wehrhecken anzulegen. Doch ich fand eine Hainbuche, die hier einsam auf einem Hügel in den Sabrinamarschen gewachsen war, und nun bat ich sie, uns dazu zu dienen, unseren kleinen Römer oder unsere kleine Römerin zu wiegen. Mit Durs Hilfe fällte ich sie.
Manche Axt wurde schartig, aber Durs schliff sie mir wieder. Ich war wochenlang sehr beschäftigt, während Stella wohl dachte, dass ich jagte oder fischte, denn ich sagte ihr nicht, was ich sägte, spaltete, und endgültig polierte.
Eisenholz nahm einen wunderschönen Schimmer an, wenn man sich die Mühe machte; und da half mir Durs, bis die fertige Wiege glänzte, so dass man sich fast darin spiegeln konnte. Sie lief auf Rädern, um sie bewegen zu können, denn sie war schwer.
An ihrem Fußende hatte ich die Eibenrune
Eiwaz geschnitzt, das war die stärkste Schutzrune, die ich kannte:
Eine kleine Strohmatratze, ein Wiegenschleier und Wickelbänder fehlten noch, doch ich dachte mir, dass sie vielleicht Stella selbst aus einem ihrer Gewänder oder einer der schönen weichen Decke anfertigen wollte.
Die hellgraue, sanft schimmernde Wiege aber hatte ich mit Mühe erst mit dem Boot und dann mit Bernjans Hilfe zu unserem Wiha geschafft und dann flüsterte ich Stella zu, dass sie einmal mit mir hinter die Hütte kommen sollte
Und dann wartete ich gespannt, was meine Fridila zu der
wigelin für unser ungeborenes Kind sagen würde.