RE: [Die Marschen von Sabrina] Unser neues Heim
Meine arme Stella! Natürlich war sie besorgt, und ich war es auch. Frauen hatten immer erfahrene Frauen an ihrer Seite. Patrizierinnen konnten auf Sklaven und Ärzte zurückgreifen.
Ich hob Stellas Gesicht zu mir und küsste sie: "Ich werde sehen, ob ich eine erfahrene Frau auftreibe und wenn ich sie an den Haaren herschleifen muss" Ich dachte an eine Bäuerin von einem der Bauernhöfe hier in der Gegend:
"Ich werde gleich Morgen früh aufbrechen. Doch vor Nachtanbruch komme ich wieder. Und wenn ich kein Glück habe, Fridila, so werde ich dir eigenhändig helfen, unser Kind zur Welt zu bringen. Wir schaffen das mit Frejas Hilfe. Die Göttin hat uns nicht soweit geführt, um zu dulden, dass wir hier elendig umkommen. Und denke an Quiwons besonderes Schicksal. Unser Kind bringt Leben", ich lächelte ihr aufmunternd zu. Ich hatte nur Erfahrung mit Stuten, die fohlten. Aber das sagte ich nicht.
Am nächsten Morgen brach ich tatsächlich in unserem Rundboot auf. Mit einer langen Stange stakte ich auf dem Grund. Ich sah gleich, dass sich der Sabrinafluss verändert hatte. Das Schmelzwasser war gestiegen, und hatte weite Teile des trockenen Landes überschwemmt. Dort war die Gefahr groß, dass ich mit dem Boot hängen blieb, und ich arbeitete konzentriert, um solche Fallen zu umgehen.
Es dauerte sehr lange, bis ich den Hof erreichte, auf dem ich damals Selma, Helma und Hertha gekauft hatte. Der Bauer erkannte mich wieder, und weil ich so ernst wirkte, zuckte er zusammen, dann fragte er mich etwas, was ich nicht verstand. Ich machte viele Gesten, eine fürs Wiegen, eine für langes Frauenhaar, eine wie eine Bitte.
Der Bauer schaute mich lange an, dann nahm er mich am Arm und führte mich zu einem Haufen aufgeschichteter Steine. Ich sah die Steine an und überlegte, was er mir damit sagen wollte, und dann begriff ich. Ich stand vor einem Grab.
Es war wohl für die Frau des Bauern, die den Winter nicht überlebt hatte, errichtet worden. Ich nickte dem Bauern zu und senkte den Kopf. Wieder redete er und wies über den Fluss in östliche Richtung. Ich glaubte zu verstehen, dass er von den Priesterinnen sprach. Der Gedanke, einen ähnlichen Grabhügel für Stella und Quiwon errichten zu müssen, erschütterte mich.
Es blieb uns nichts anderes übrig: Wir würden wieder nach Osten gehen müssen, zum Keltendorf oder bis zu den Heiligen Quellen. In diesem Moment verfluchte ich den kalten, starrsinnigen Furier Saturninus, der uns das Leben so schwer machte.
Ich verabschiedete mich von dem Bauern und stakte mein Boot vorsichtig zurück zu unserem Wiha. Unterwegs gelang es mir, einige unvorsichtige Fischlein zu fangen. So kam ich am Abend zurück.
Stella würde an meiner Haltung erkennen, dass ich erfolglos gewesen war. Ich hatte ihr keine Geburtshelferin besorgen können.
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