Die meisten Besucher der Quelle Brigids kamen von Süden und Osten vorbei an dem kleinen Dorf, das sich am Rande des Walds um die Quelle befand. Aber mein Zwillingsbruder und ich ritten schweigsam auf dem etwas versteckten Pfad, der durch den Nordwald führte. Wir waren bereits seit Wochen zu Pferd unterwegs und meine Reisekleidung war schon so fadenscheinig, dass man fast durchsehen konnte, wenn ich nicht mehrere Lagen tragen würde und der Dreck nicht alles zusammenhalten würde. Ich hatte bereits vergessen, wie sich ein warmes und weiches Bett anfühlte, da wir auch bei unserem letzten Zwischenstopp in
Cair Amain kaum Zeit für ein Bad und ein Bett hatten.
Aber wir hatten Cathbad versprochen spätestens zu Beltane wieder an der Quelle zu sein - warum auch immer dem alten Zausel das so wichtig war. So waren wir Woche für Woche auf Schleichwegen quer durch Britannia geritten, immer bedacht Römerstraßen, Patrouillen und Lager der Besatzer zu meiden und lieber von einem wohlgesinnten kleinen Keltendorf zum nächsten zu tingeln auf ausgetretenen Feld- und Karrenwegen. Da die Römer fast schon überall hier im Süden und im mittleren Teil Britannias waren, war die Reise langwierig und gefährlich und wir wagten nicht irgendwo länger als nötig zu rasten, damit die Pferde uns nicht tot umfielen.
Zumindest hier im Wald fiel die Anspannung von mir ab und ich freute mich bereits darauf, mich im Gemeindehaus einmal richtig ausschlafen zu können und dann ein Bad im Fluss zu nehmen. Als der Pfad enger wurde, ließ ich mich ein wenig steif vom langen Reiten vom Pferd gleiten und führte meinen Braunen das letzte Stück des Weges am Zügel. "Was bin ich froh, wenn wir endlich da sind, Ciaran..." sagte ich mit einem leichten Lächeln in Richtung meines Bruders.