RE: [Die Marschen von Sabrina] Unser neues Heim
Ich umarmte Stella, küsste ihre Augen, ihr Haar, ihre Nase und ihren Mund und lachte und weinte fast zur gleichen Zeit. Der Stern meines Lebens würde mir ein Kind schenken. Ich war närrisch vor Freude, und es fehlte noch, dass ich beinahe Durs an den Schultern gepackt hätte: Hörst du, Durs, wir bekommen ein Kind....
"Meine Fridila, geliebte Gattin", sagte ich und nahm ihre Hände: "Am besten legst Du dich gleich wieder hin. Am besten tust du gar nichts, und Selma überlassen wir Durs, zusammen mit Helma und Hertha"
Helma und Hertha hatte Durs unser Hühnerpaar genannt.
Es war nun nicht so, dass bei den Chatten eine Frau, die guter Hoffnung war, völlig geschont werden würde; eine Stammesfrau ging ihrer Arbeit bis kurz vor der Niederkunft nach. Und auch bei den Römern einfachen Standes war es so. Aber Stella war eine Patrizierin, und ich hatte das Gefühl, sie müsse sich schonen:
"Und nimm noch meine Decke, denn der Wind ist heute sehr kalt", sagte ich und schaute in den grauen, tiefhängenden Himmel über den Marschen. Ein rauer Nordostwind wehte.
Ich ging in die Hütte und kam mit meiner Decke wieder. Durs schaute zum Dach: "Wir haben noch Stroh und Torf , die Löcher zu stopfen, Herr", sagte er auf seine bedächtige Art. Als er in Stellas Richtung blickte, meinte ich sogar, ein Schmunzeln zu erblicken. Ob der Knecht schon etwas ahnte? Ich sah noch nichts, Stella kam mir so rank und schlank vor wie immer, aber ich zweifelte keinen Moment an ihrem Wort.
Kurze Zeit später hörte ich auf dem Dach ein Hämmern und Schaben. Das war Durs, der trotz des unangenehmen Windes, der ihm um die Ohren pfiff, nicht dulden wollte, dass seine liebe Herrin kalt hatte.
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