| Erwan
Niamh war nun schon eine ganze Weile fort. Zwar war sie in der Stadt von einem Sklaven des gallischen Tuchhändlers gesehen worden, Aber bisher war es nicht gelungen, sie wieder in Erwans Hauszurückzubringen. Die Hibernierin war, wie es den Anschein hatte, immer noch bei diesem rotharigen Kerl, den sie bei ihrem ersten Ausflug in die Stadt kennengelernt hatte. Erwan hatte zwei Kopfgeldjäger auf sie angesetzt, als er erfahren hatte, dass sie und dieser Nichtsnutz die Stadt verlassen hatten. Die beiden sollten Niamh zurückbringen und den Rothaarigen in seine Anderswelt schicken.
Jeden Tag hoffte Erwan auf Neuigkeiten, doch fast jeden Tag musste er sich veretrösten lassen. Je länger er keine Nachrichten mehr von den Kopfgeldjägern erhielt, umso unruhiger wurde er. Nur einmal war eine Brieftaube von den beiden Kopfgeldjägern zurückgekehrt. Sie hatte eine kurze Nachricht bei sich getragen, in der sie Erwan mitteilten, dass sie das Mädchen und ihren Begleiter weiter auf ihrem Weg in den Norden verfolgten und dass sie bald zuschlagen wollten. Diese Nachricht war vor fast zehn Tagen eingetroffen. Inzwischen hatten die beiden mit dem Mädchen längst zurück sein müssen! Je länger er noch wartete, umso mehr wuchs die Gewissheit, dass etwas schief gelaufen sein musste!
"Es kann dich nicht so schwer sein, so ein einzelnes Mädchen zurückzubringen!" mäkelte er gegenüber Modestus, seinem Freigelassenen, der ihm seinen Laden führte und dem er sich anvertrauen konnte. "Vielleicht ist ihnen etwas zugestoßen! Immer wieder hört man von Rebellen, die Reisende überfallen und sie töten," antwortete Modestus. Der Tuchhändler schnaubte vor Wut.
"Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun? Jemanden schicken, der diese verdammten Kopfgeldjäger sucht?" Modestus zuckte mit den Schultern. Er kannte seinen ehemaligen Herrn und wusste, wie er sein konnte, wenn er ungehalten war.
"Geh und sage Corax Bescheid! Er soll sich zwei Sklaven auswählen, die ihn begleiten!"