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Die Schwingen des Falken - Aluns Weg
04-13-2023, 05:41 PM,
Beitrag #1
Die Schwingen des Falken - Aluns Weg
Ich war keine Kind der Liebe gewesen. Denn ich war nicht aus einer zärtlichen Zusammenkunft heraus entstanden. Ich war ein Kind der Gewalt, des Hasses und des Zorns. Meine Mutter, ihr Name lautete Mervyne, war eine jener jungfräulichen Priesterinnen, die das Massaker von Mona überlebt hatten. Doch zu welchem Preis? Sie war mehr tot als lebendig, nachdem einer der Legionäre sie geschändet und misshandelt hatte. Nachdem er seinen Samen in sie hineingepresst hatte, hinterließ er auch noch seine Zeichen in ihrer Haut, geritzt mit der Spitze seines Dolches. 
Alun hatte mich meine Mutter genannt, was so viel wie kleiner Fels bedeutete. Doch ein Fels, an dem sie Halt und Geburgenheit finden konnte, war ich für sie nie gewesen. Zwar hatte sie mir das Leben geschenkt und mich an ihrer Brust genährt, jedoch konnte sie mir eines nicht geben: Die hingebungsvolle Liebe einer Mutter. Wenn sie mich andsah, dann sah sie nicht ihr kleines hilfloses Söhnchen. Sie sah dann den Peiniger, der ihr all das angetan hatte. So wuchs ich zu einem mutlosen und verschlossenen Kind heran, dem es schwer fiel eine Beziehung zu Gleichaltrigen aufzubauen. Doch selbst wenn es anders gewesen wäre, hätte mich auch so niemand gerne um mich gehabt. Die Kinder in meinem Alter mieden es, mit mir zu sprechen oder zu spielen. Manche nannten mich laut und unverblümt, einen Drecksrömer, denn mein Haar war etwas dunkler und meine Augen waren grau statt blau oder grün. Dabei hatte ich vom ersten Tag meines Lebens neben und unter ihnen gelebt. Ich sprach ihre Sprache und ich feierte ihre Feste. Ich war ein keltischer Junge!
Bei meiner Mutter hatte ich keinen Halt finden können, wenn ich traurig war. Sie war selbst so furchtbar unglücklich gewesen. Was hatte ich alles getan, um ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen? Als ich alt genug war, um ein Stöckchen in den Händen zu halten und damit Linien und Striche in den Sand zu malen, hatte ich versucht, die seltsamen Striche, die ich auf ihrem Rücken sah, wenn sie mit mir zusammen badete, nachzuzeichen. Ich hatte keine Ahnung, woher sie stammten und was sie bedeuteten. Immer wieder hatte ich diese Zeichen gemalt. Wie ein Besessener hatte ich versucht, die Zeichen genauso aussehen zu lassen, wie sie auf dem Rücken meiner Mutter zu sehen waren. Denn sie waren ein Teil meiner Mutter, der Person, die am wichtigsten für mich gewesen war. Jedes Mal, wenn sie mich alleine zurück lies, weinte ich jämmerlich, denn ich war der festen Überzeugung, dass sie nie wieder käme.
Den Tag, an dem sie für immer ging, würde ich nie in meinem Leben vergessen. Die Bilder von ihrem Freitod, ihr letzter Schrei, als sie sich dem Wind ergab und die Klippen hinab ins tosende Meer sprang, alls das war fest in meinem Kopf eingebrannt. Sie hatte sich mit einer Reihe anderer Frauen, der das Gleiche widerfahren war, geopfert. Mich hatte sie zurückgelassen und hatte mir einen Schwur abverlangt. Wenn es an der Zeit war, sollte ich sie rächen!
Cathbad ein frommer Mann mit einem langen grauen Bart, hatte sich meiner danach angenommen. Auch er war einer jener Überlebender, die das Massaker von Mona überlebt hatten. Er machte mich und sechs andere Kinder zu seinen Schülern und begann uns, all sein Wissen zu vermitteln. Jenes geheime Wissen, welches von Generation zu Generation weiter getragen wurde und das von den Römern ausgelöscht werden sollte. Aber es war ihnen nicht geleungen, uns alle zu töten! Je mehr es von uns gab, eine neue Generation von Druiden, würde unsere Welt weiter bestehen bleiben.
Cathbad hatte in uns aber auch noch den Samen des Hasses gepflanzt. Ein tiefer unerschütterlicher Hass gegen Rom und alles was dafür stand. Unser Ziel war unumstößlich und wir schworen, es mit allen Mitteln zu erreichen, selbst wenn wir dabei den Tod finden sollten.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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