RE: Owain wird verkauft
“Sie macht die Buchhaltung, damit der Staat das verdient, was ihm zusteht“, beantwortete ich Claudia Sabinas Fragen. Das war nicht gelogen, denn meine Mutter wachte ja tatsächlich über die Bücher und die Zahlen. Und Großvater. Und sie hatte jetzt schon seit Monaten keinen Kerl mehr an Land gezogen und ich fand sie auch wirklich zu alt dafür, noch einen Mann so richtig, richtig um den Finger wickeln zu können. Naja, vielleicht fand sich ein älterer Herr, bei dem sie dann die Geliebte spielen konnte. Aber ich glaubte nicht, dass sie sich noch zu einem Preis hergeben wollen würde, der Kundschaft anziehen würde, die über ihr Alter hinwegsah, und ich war mir ganz sicher, dass chi solche Männer nicht bei uns haben wollte. Also könnte man mit viel Phantasie wohl sagen, meine Mutter war außer dienst. Irgendwie. Und wenn nicht, dann war sie eben Kurzzeit-Geliebte.
“Und wenn du, geehrte Claudia, mir versprechen würdest, deinen Freundinnen wohlwollend von meiner Mutter zu berichten, sofern dir ihre Arbeit gefällt, würde ich versprechen, mich um einen ordentlichen Salon bei den Thermen zu bemühen, wo ein Besuch noch weniger anrüchig dann für dich und deine Freundinnen wäre.“ Denn ja, das klang für mich nach einer echt guten geschäftsidee. Wer weiß, wenn Mutter unter die Barbiere und Friseure ging und Owain hier vielleicht hübschen Schmuck herstellte, wurden wir am Ende noch gänzlich ehrlich und ehrbare Leute?
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