RE: Owain wird verkauft
Ich war wirklich gern im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, aber gerade waren doch reichlich viele Menschen um mich herum. Halb Iscalis schien sich zu versammeln, dabei hatte ich eigentlich nur einen Sklaven kaufen wollen. Ein reichlich gutaussehender junger Mann mit einem ebenso gutaussehenden Sklaven kam nun auch noch hinzu und grüßte, Komplimente verteilend. Er bekam eines meiner bezaubernden Lächeln dafür, das aber nur kurz hielt, da ich erst einmal eine Schimpftirade einer wildgewordenen Sklavin über mich ergehen lassen musste. Ich schaute auf die Frau mit deutlich verwirrtem Gesichtsausdruck und hatte instinktiv meinen Arm bei Saturninus dabei eingehakt, ganz so, als wäre er mein Schutzschild gegen wildgewordene Kinderfrauen. Nunja, da er momentan mein spendabelster und treuester Kunde war, war das auch irgendwie so. Meine Macht speiste sich aus Geheimnissen und der Position der Männer, die mit mir schliefen. Das waren mein Schwert und Schild. Und gerade brauchte ich wohl einen Schild.
Zum Glück wurde dieser Kettenhund von der Claudia gleich an die Leine gelegt und sie wandte sich gleich sehr viel freundlicher an mich. Ich lächelte wieder und neigte leicht den Kopf, da ich deutlich unter ihr im Rang stand, während ich mich vorstellte. “Ich bin Licinana Aglaia. Und meine Mutter, Liciniana Olympias, würde sich sicher geehrt fühlen, dich auch zur Mittagszeit zu besuchen.“ In mir kam die Idee zu einem Geschäft auf, das meiner Mutter sicher gefallen würde. So langsam wurde sie ja auch zu alt für die eigentliche Arbeit und die Kunden weniger und vor allen Dingen weniger spendabel. Vielleicht konnte ich es ihr schmackhaft machen.
“Aber wir sind noch nicht so lange in der Stadt. Daher haben wir keinen Salon. Aber da weißt du sicher besseren Rat, und wenn du denkst, dass sich ein solches Geschäft, das sich nicht an die Herren mit ihren Bärten, sondern an die Damen mit ihren Frisuren richtet, lohnt, bin ich mir sicher, dass sie höchst begeistert wäre, so etwas zu eröffnen. Vielleicht bei den Thermen?“ sinnierte ich laut und beobachtete die Reaktion der Claudia.
Den niesenden Jungen ignorierte ich. Ich hoffte nur, er war nicht krank und steckte mich nicht an, denn nichts war geschäftsschädlicher, als wenn eine Hetäre nieste. Kein Mann wollte sein bestes Stück im Mund einer niesenden Hetäre haben.
Nautius Philus unterhielt sich nun mit der Claudia, die immernoch von dem Iulius umschwänzelt wurde, also kam ich endlich dazu, den jungen Mann zu begrüßen, von dem ich hoffte, dass er meinen Namen auch mitbekommen hatte.
“Auch dir einen schönen Gruß. Eigentlich wollte ich nur diesen Sklaven hier kaufen und traf dabei meinen guten und großzügigen Freund Furius Saturninus. Und auf einmal stand halb Iscalis um mich herum“, meinte ich mit einem kleinen Lachen, denn ich hatte auch keine Ahnung, wie das hier passieren konnte. Wahrscheinlich war in dieser Stadt so wenig los, dass am Markttag einfach alle auch am Markt waren.
Saturninus gab unterdessen dem schmierigen Händler Paroli und erntete dafür von mir ein bewunderndes Lächeln. Aber er hatte auch wirklich Recht, mit dem, was er sagte. Ich war aus Rom und wusste, dass der Händler Unfug redete. “In Rom bekäme er wahrscheinlich nicht einmal die von dir gebotenen 200 Sesterzen für einen Kriegsgefangenen“, stimmte ich ihm also zu, ehe auch schon dieser Iulier wieder höher bot.
Ich seufzte und neigte mich Saturninus zu. “Ich fürchte, der Tribun hegt einen Groll gegen mich, weil ich ihn vor einiger Zeit abgewiesen habe“, flüsterte ich ihm leise und für die anderen Umstehenden nicht hörbar zu, damit er eine Erklärung hatte, warum der Iulier so verbittert kämpfte um einen Sklaven, der ihn vermutlich sonst nicht interessiert hätte. Ich atmete noch einmal theatralisch seufzend und beschloss dann, diplomatisch zu sein.
“Wenn ich mir den Sklaven selbst kaufte, für 600 Sesterzen, wären die ehrenwerten Herren dann in ihrer Ehre allseits befriedet, so dass niemand einen Groll hegen muss?“ Ich wollte nicht, dass Saturninus in einen Zwist hineingezogen wurde, der aus gekränkter Eitelkeit entsprungen war und eigentlich nur eine Banalität war. Schlimm genug, wenn mich das so viel mehr kosten würde, als eigentlich vernünftig war, denn auch, wenn ich durchaus Geld hatte, hatte ich es nicht, weil ich es mit beiden Händen zum Fenster herauswarf.
|